Liebe Schwester!
Für deine Karte vom 12.1. sage ich dir vielen Dank. Besondere Neuigkeiten weißt du mir ja nicht zu berichten, aber die Hauptsache ist ja, ich habe ein Lebenszeichen aus der Heimat. Schreib mir doch mal in der nächsten Post, wie sich das tägliche Leben so entwickelt und was meine alten Freunde so treiben. Dass sie immer mal wieder anfragen wie es mir geht und was ich mache, freut mich. War sonst immer der Meinung, dass man uns in der Heimat schon ganz vergessen hat. Kannst allen einen schönen Gruß bestellen. Den Brief von Otto und Georg habe ich noch nicht bekommen. Mein Bruder Raymund verhält sich ja auch ziemlich ruhig, aber ich kann das schon verstehen, war ja früher auch mal so jung und hatte nie Zeit. In der letzten Karte von Mama, und auch sonst in der Post muss man feststellen, dass fast alles verlobt und verheiratet ist. Hatte ja deswegen immer gehofft, dass auch du deine Verlobung mal bekannt gibst. Scheint wohl nicht so weit zu sein, aber langsam wird es doch Zeit. Habe euch in dem letzten Brief Nr. 3 ein Bild mit beigelegt und sollte der Brief verloren gehen, mache ich hier vorsichtshalber dasselbe noch einmal. Hoffe, dass ihr mit der nächsten Post dasselbe macht. Wie geht es euch sonst? Habt ihr auch geschlachtet. Mit den Lümmerkes klauen ist es in diesem Jahr noch nichts geworden. Will nun für heute schließen und hoffe, dass Euch dieser Brief erreichen wird. Wünsche Dir sowie Mama, Papa, Raymund und allen Bekannten und Verwandten alles Gute und ein baldiges Wiedersehen.
Dein Bruder Eugenn