30.03.46
Liebe Eltern und Geschwister!
Nach langem Warten kann ich Euch mal wieder ein Lebenszeichen zukommen lassen. Ich befinde
mich in russischer Kriegsgefangenschaft. Bin gesund und es geht mir soweit ganz gut, was ich auch
von Euch daheim hoffe. In der Hoffnung auf ein frohes und gesundes Wiedersehen in der Heimat
grüßt Euch recht herzlich
Euer Eugen
09.08.46
Liebe Eltern und Geschwister!
Ihr glaubt nicht wie groß meine Freude war, als ich heute Eure lieben Karten vom 30.03. erhielt und
sehe daraus, dass es Euch noch gut geht. Ich muss gleiches berichten. Die Verpflegung ist bestimmt
ausreichend und die Unterkunft ist auch gerade nicht schlecht. Arbeitszeit ist 8 Stunden und jeden 9.
Tag frei wo immer im Lager dann allerhand Abwechselung, so ein Konzert, Theater, Fußball- und
Handballspiele geboten wird.
Falls Ihr es noch nicht wissen solltet können ja auch Briefe geschrieben werden. Nun wünsche ich
Euch alles Gute und ein frohes Wiedersehen in der Heimat. Es grüßt Euch alle recht herzlich
Euer Eugen.
09.09.46
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Wieder einmal kann ich Euch einen Gruß aus dem fernen Osten zusenden. Leider ist die Karte zu klein
um viele Worte zu schreiben, aber die Hauptsache ist ja Ihr habt ein Lebenszeichen von mir und wisst,
dass es mir gut geht und auch sonst alles in Ordnung ist, was ich ja von Euch auch hoffe. In Kürze
finden ja in ganz Deutschland die Gemeindewahlen statt nur schade, dass ich nicht dabei sein kann,
hoffentlich wählt Ihr das Richtige. In der Hoffnung recht bald etwas von Euch zu hören grüßt Euch
nochmals recht herzlich
Euer Eugen
Gruß an alle Verwandten und Bekannten.
Amecke, den 11.9.46
Lieber Eugen!
Heute erhielten wir dein liebes Kärtchen vom 9.8. und ich kann dir gar nicht sagen, wie wir uns alle
gefreut haben. Du hast also auch von uns Post erhalten und weißt, dass es uns allen gut geht. Wenn es
dir dann auch so gut geht, wie du schreibst, so wäre das eine große Beruhigung für uns, denn wir
haben uns viele Sorgen um Dich gemacht. Du hoffst auf ein frohes Wiedersehen in der Heimat, aber
wann wird das wohl geschehen und wir könnten dich so gut Zuhause gebrauchen. Papa wird morgen
60 Jahre alt und die Arbeit wird ihm zuviel. Vetter Reinhold ist vor drei Wochen zurückgekommen.
Sonst ist alles beim Alten geblieben, im Bezug auf das, was ich dir auf der 1. Karte mitteilte. Dass man
auch Briefe schreiben kann ist mir neu. Bei der Post kommt alles zurück. Werde mich aber näher
befragen. Nun lieber Eugen wünschen wir dir alles Gute und die herzlichsten Grüße senden dir deine
Eltern, Geschwister und alle Bekannten.
08.10.46
Liebe Eltern und Geschwister!
Meine letzte Karte von September werdet Ihr wohl schon erhalten haben. Werde jetzt sicher
regelmäßig jeden Monat einmal schreiben können. Viele meiner Kameraden haben schon Briefe
bekommen. Ihr könnt ja so oft und soviel ihr wollt schreiben. Könnt auch mal einige Bilder mit
beilegen, ich habe nämlich nichts mehr. Sonst geht es mit noch gut und auch alles andere ist noch beim
Alten. Hoffe dasselbe von Euch daheim auch. In der Hoffnung recht bald von Euch wieder etwas zu
hören will ich schließen und seid vielmals gegrüßt von
Eurem Eugen
Grüße an alle Verwandte und Bekannte
Amecke; den 14.10.46
Lieber Eugen!
Dein liebes Kärtchen vom 9.9. gelangte zu unser aller Freude wieder in unseren Besitz. Anscheinend
klappt die Post jetzt besser und du wirst wohl inzwischen unsere Karte vom 11.09. erhalten haben.
Weißt dann auch, dass alles beim Alten ist. Mit der Ernte sind wir bald fertig. Müssen noch Roggen
sähen und den Garten graben. Schmids Franz und der Weber sind jetzt von dort zurückgekommen. Es
sind aber noch viele dort, die noch gar nichts gehört haben. Da haben wir doch mal Glück jetzt schon 3
Karten von Dir erhalten zu haben. Am Samstag haben wir Sörpers Fränzchen beerdigt und vor 4
Wochen Neisen Elli. Dass unser lieber Eume bereits am 9.8. vorigen Jahres gestorben ist, weißt du
lieber Eugen auch noch nicht. Er ist an ausgesprochener Altersschwäche ohne besondere Krankheit
gestorben.
Amecke, den 05.11.46
Lieber Eugen!
Wieder einmal kam ein liebes Kärtchen von dir hier an, und zwar vom 8.10. Hab recht vielen Dank.
Wir freuen uns von Dir ein Lebenszeichen zu bekommen. Leider hast du von uns noch nichts außer der
ersten Karte erhalten, obschon wir die anderen beiden auch sofort zurück sandten. Vielleicht hast du
jetzt doch noch Grüße aus der Heimat bekommen. Hier ist auch sonst noch alles beim Alten. Werde
auch jetzt mal versuchen nach dort einen Brief zu senden. Wie du schreibst haben deine Kameraden ja
schon Briefe erhalten. Hier kommt alles zurück. Wie geht es dir denn sonst noch? Ich muss direkt
staunen, dass du noch immer so gut schreibst. Hattest doch sonst viel Last mit deinem Hals und
Mandeln. Oder warst du auch schon mal krank? Jetzt wird es wieder Winter. Hoffentlich habt ihr
warme Kleidung. Ich hätte noch so viele Fragen, aber leider ist die Karte zu klein. Wünsche dir für
heute alles Gute und grüßen Dich recht herzlich
Deine Mutter
12.11.46
Meine Lieben!
Karte vom 11.09.46 erhalten. Mir geht's gut was ich auch von Euch hoffe. Wünsche Euch allen ein
frohes gesundes Weihnachtsfest und glückliches neues Jahr. Herzliche Grüße
Euer Eugen
02.12.46
Meine Lieben!
Euer Kärtchen vom 15.10. mit Freuden erhalten. Bin gesund und es geht mir gut. Viele Grüße an Euch
alle und allen Bekannten sendet Euch
Euer Eugen
Amecke, den 24.12.46
Lieber Eugen!
Zu unserer größten Freude erhielten wir heute, als schönstes Weihnachtsgeschenk, dein liebes
Kärtchen vom 2.12.46. Das hat aber prima geklappt und auch du hast vom 15.10. von uns bekommen.
Mit gleicher Post bekamen wir auch von Franz liebe Weihnachtsgrüße aus weiter Ferne. Hubert
dagegen ließ durch seine Eltern alle Verwandten herzlich grüßen. Mathildes zweiter Verlobter ist im
Juli dort oben gestorben. Vetter Josef Vogt hat sich noch immer nicht gemeldet, nebst vielen anderen.
Stuten Jupp hat dieselbe Adresse wie du lieber Eugen, nur die Nummer ist anders, ist vielleicht ganz in
deiner Nähe und ihr könntet Euch mal schreiben. Nun haben wir morgen Weihnachten. In der
Christmesse wird ganz besonders der lieben Jungen gedacht, die noch fern der Heimat weilen.
12.01.47
Meine Lieben!
Euren lieben Brief vom 17.11. erhalten. Wünsche Euch im neuen Jahr alles Gute und ein baldiges
Wiedersehen in der Heimat. Es grüßt Euch herzlich
Euer Eugen
10.02.47
Ihr Lieben!
Karten vom 18.12. + 24.12. bei bester Gesundheit erhalten. Über unsere Winterbekleidung macht Euch
keine Sorgen. Was macht Raymund? Herzliche Grüße an Euch und alle Bekannte
Euer Eugen
Amecke, den 16.02.47
Lieber Eugen!
Dein liebes Kärtchen vom 12.1. kam zu Mia's Geburtstag hier an. Vielen Dank für Deine Wünsche im
kommenden Jahr. Wir freuen uns von dir zu hören und wünschen recht baldige Heimkehr. Hast ja auch
den Brief bekommen und weißt somit das Neueste von hier. Werden aber versuchen auf dieselbe
Weise weitere Briefe nach dort zu senden. Hier ist sonst noch alles beim Alten. Heute haben wir den
alten Herrn Geile beerdigt. Hier ist es zurzeit recht empfindlich kalt und es liegt viel Schnee. Aber mit
jedem Tag gehen wir doch dem Frühling entgegen und dann wird alles wieder besser. Wie geht es dir
denn noch gesundheitlich und was machst du? Wollen doch hoffen, dass das Jahr 47 die ersehnt
Heimkehr bringt. Seit September sind hier noch keine zurück gekommen. Mach du also mal den
Anfang. Wir könnten dich so gut gebrauchen. Wünschen dir lieber Eugen nun alles Gute und grüßen
dich herzlichst
Deine Mutter
Amecke, den 09.03.47
Lieber Eugen!
Deine liebes Kärtchen vom 10.2.47 mit großer Freude und vielen Dank erhalten. Auch du hast von uns
2 Karten bekommen, dann wird das andere auch wohl kommen. Dann schreibst Du "bei bester
Gesundheit", soll man das wirklich glauben? Auch wegen der Winterkleidung sollen wir uns keine
Sorgen machen. Es ist hier noch immer sehr kalt und alles mit Schnee und Eis bedeckt, obschon wir
bald in den Garten müssten. Heute haben wir die Frau Neise beerdigt, ist bestimmt zu früh gestorben,
bei ihren 9 Kindern. Samstag geht Mia nun für ein Jahr nach Jülich bei Aachen. Raymund wird
wahrscheinlich zum 1.4. in Neheim eine neue Lehrstelle bekommen, dann sind Papa und ich ganz
alleine. An Arbeit wird es nicht fehlen und du wärst so nötig hier. Müers Friederich soll noch am
23.4.45 dort oben gefallen sein. Hoffentlich bleibst du lieber Eugen weiter gesund und auf ein baldiges
Wiedersehen in der Heimat grüßt dich herzlich
Deine Mutter.
14.03.47
Meine Lieben!
Vergangenen Monat keine Post erhalten. Es geht mir noch ganz gut. Wünsche Euch allen Bekanten
und Verwandten frohe Ostern. Herzliche Grüße
Euer Eugen
19.04.47
Meine Lieben!
Karten vom 22.02., 13.02., Raymunds Karte vom 22.01. und Mias Brief vom 23.03. erhalten.
Mir geht es gesundheitlich noch ganz gut. Wünsche Euch alles Gute und herzliche Grüße
Euer Eugen
Amecke, den 20.04.47
Lieber Eugen!
Erhielten zu unserer Freunde dein liebes Kärtchen vom 14.03.47. Doch bedauern wir sehr, dass du von
uns nichts bekommen hast. Wir hatten die Antwortkarte sofort umgeschickt und noch 2 andere
geschrieben. Zudem hatte Schucherts Grete einen Brief mit zu ihrem Vetter genommen, der mal mit
dir zusammen war, und von dort wird die Post besser befördert. Hier ist noch alles beim Alten. Mia ist
schon 1 Monat in Jülich und Raymund 14 Tage in Neheim. Nun gibt es viel Arbeit für Papa und mich.
Den Garten haben wir halb um. Morgen wollen wir Hafer sähen. Wir hätten dich, lieber Eugen, so
nötig, und jeden Tag hoffen wir auf deine baldige Heimkehr. Seit September ist auch keiner mehr
zurückgekommen. Heute haben wir wieder Wahl. Ob wir nun das Richtige wählen in Bezug auf Euch,
man weiß es nicht. Wollen das Beste hoffen. Wie geht es dir denn noch gesundheitlich? Erstmal gut,
dass du den bösen Winter überstanden hast. Wünschen dir für die Zukunft alles Gute und die
herzlichsten Grüße senden Dir Deine Eltern und Raymund.
Amecke, den 13.05.47
Lieber Eugen!
Heute erhielten wir ein liebes Kärtchen vom 19.4. mit großer Freude und vielen Dank. Es ist nicht viel
was du uns schreibst, aber wir wissen dass es dir noch gut geht, und das muss uns genügen. Du selbst
hast ja mehr Post bekommen und weist dass hier noch alles beim Alten ist. Aber wann wirst du denn
wohl entlassen? Könntest du doch endlich bei uns sein. Du wirst dringend hier gebraucht, wo Papa und
ich ganz alleine sind. Heute haben wir Kartoffeln gesetzt. Roggen, Weizen und Hafer stehen gut und
versprechen eine gute Ernte, die wir gut gebrauchen können. Auch den blühenden Obstbäumen nach
zu rechnen, gibt es ein gutes Obstjahr, was im Vorjahr ja nicht der Fall war. Nach langer Zeit ist heute
mal einer aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, und zwar ist der Glückliche der Listen Bernhard.
Vogts Hannes und Franz aus Altenaffeln hoffen bis August hier zu sein. Anneliese und Alfons haben
sich Ostern verlobt. Peetz haben Samstag Silberhochzeit, Raymund wird morgen 16 Jahre alt. Es
gefällt ihm ganz gut in Neheim. Samstags kommt er nach Hause und montags fährt er wieder. Mia hat
auch schon 2 Monate rum und ich bin gespannt, ob du wohl eher Zuhause bist.
Evangelisches Hilfswerk Erlangen
Guten Bekannten Ihre werte Adresse verdankend erlaube ich mir bei Ihnen anzufragen, ob ich durch
Ihre freundliche Mitarbeit Näheres über meinen Sohn erfahren kann. Selbiger ist mit Kriegsende in
russischer Kriegsgefangenschaft. Wir erhalten monatlich eine Karte mit 25 Worten von ihm. Doch
möchten wir gern seinen Aufenthaltsort wissen, weiter? seine Unterkunft, Ernährung und
Beschäftigung.
Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns etwas darüber mitteilen könnten.
Die Ad. lautet seit einem Jahr
Eugen Vogt
U.D.S.S. R. Moskau
Rotes Kreuz Briefkasten 371
Die letzte Karte vom 16.5.47 lautet
Universitätsstr. 26
16.05.47
Ihr Lieben!
Euer liebes Kärtchen vom 09.03.47 erhalten. Gesundheitlich geht es mir noch ganz gut. Wünsche Euch
frohe Pfingsten und ein baldiges Wiedersehen in der Heimat grüßt Euch herzlich
Euer Eugen
Amecke, 12.6.47
Lieber Eugen!
Gestern erhielten wir wieder ein Lebenszeichen von Dir und zwar dein Kärtchen vom 16.05., das hatte
ja ziemlich schnell gegangen. Wir freuen uns von Dir zu hören, dass es dir noch gut geht. Von uns
kann ich Dir ein Gleiches berichten, nur die Sorge um Dich, lieber Eugen, drückt uns. Aber einmal
wird doch auch wohl für Dich die Stunde der Heimkehr kommen. Musst schon froh sein, dass du und
auch wir so regelmäßig Post bekommen. Viele haben noch nichts von einander gehört. Neues gibt es
hier nicht, geht alles genauso wie früher. An Arbeit fehlt es nicht, auch bei uns nicht. Die Frucht steht
gut im Garten und Feld, und es ist eine gute Ernte zu erwarten, die wir gut gebrauchen können.
Raymund kommt jede Woche nach Hause und es gefällt ihm gut in Neheim. Seine Krankheit hat sich
gut ausgeheilt. Auch Papa geht es mit seinem Magen besser. Dir lieber Eugen wünsche ich nun auch
alles Gute, recht baldige gesunde Heimkehr und die herzlichsten Grüße senden Dir deine Eltern und
Raymund.
17.06.47
Liebe Mutter!
Für Dein liebes Kärtchen vom 21.04. vielen Dank. Bin noch bei bester Gesundheit. Hoffe bei Euch
auch. Schreibt bitte mal einen ausführlichen Brief. (Ernährung, Arbeit, Geldwertung, usw.) Auf ein
baldiges Wiedersehen
Euer Eugen
Amecke, den 26.7.47
Lieber Eugen!
Gestern erhielten wir mal wieder ein liebes Kärtchen von Dir, vom 17.06. Das hatte ja länger gedauert,
als wir es gewöhnt waren, und wir dachten schon, du wärest auf der Heimfahrt gewesen. Doch
schreibst du bei bester Gesundheit. Wir wollen's glauben, gönnen tun wir es Dir von Herzen, aber
unsere Hoffnung, du würdest bald zurückkehren steigert sich immer mehr. Es kommen ja immer
welche von dort, aber nein, es ist schrecklich, was man alles hört und man kann nichts machen. Man
weiß so wenig von Euch. Hier ist alles beim Alten. Am vorigen Freitag haben wir Münteferings Ziska
beerdigt. Mia kam Samstag von Jülich und liegt nun mit hohem Fieber (39,8) zu Bett. Der Arzt stellte
eine verschleppte Grippe fest. Sie ist auch magerer geworden und sieht schlecht aus. Jedenfalls bleibt
sie erstmal hier bis sie wieder zurecht ist.
15.08.47
Ihr Lieben!
Bin gesund und hoffe dasselbe von Euch. Post keine erhalten. Wenn Möglich aus Ostzone abschicken,
Eine baldige Heimkehr und alles Gute wünscht Euch Euer
Eugen.
19.08.47
Meine Lieben!
Mit großer Freude Eure Karten vom 15.05, 12.06, 26.07 und Reinold Brief vom 23.04. erhalten. Bin
noch gesund, hoffe dasselbe von Euch. Wünsche Euch alles Gute und ein recht baldiges Wiedersehen
Euer Eugen
Gruß an alle Verwandten und Bekannten, besonders an Reinold.
Amecke, den 19.9.47
Lieber Eugen!
Gestern erhielten wir mal wieder ein liebes Kärtchen von dir, vom 15.8., und haben uns sehr gefreut,
denn seit dem 26.7. und dem 17.6. hatten wir nichts mehr von Dir bekommen. Unser einzigster
Wunsch, du würdest bald zurückkommen, erfüllt sich immer noch nicht. Doch haben wir nun mal von
einem lieben Kameraden von Dir, einen Cordi Trippe, näheres von Dir erfahren, wenn ihr auch schon
über ein Jahr nicht mehr zusammen wart. Er ist im August zurückgekommen und ich bin diese Woche
nach Reiste gewesen. Hab dann auch mal etwas über dich, lieber Eugen, erfahren können, will hoffen,
dass du ihm recht bald folgst. Auch hier sind wieder einige zurückgekommen und zwar sind die
Glücklichen der Schmoll aus Bruchhausen, Kösters Hannes, Hammeken Ferdinand und Kremers
Georg. Uns geht es soweit gut. Mia ist wieder zu Hause und wir sind froh, denn die Arbeit wurde Papa
und mir zu viel. Jetzt geht die Kartoffelernte los und wir wollen schon für dich mit einkellern, denn wir
rechnen mit deiner Heimkehr.
08.11.47
Ihr Lieben!
Bin gesund hoffe dasselbe von Euch, werde auch diesen Winter überstehen. Arbeit genug. Habt keine
Sorgen. Frohe Weihnachten, glückliches neues Jahr
Euer Eugen
Amecke, den 12.11.47
Lieber Eugen!
Gestern erhielten wir dein liebes Kärtchen vom 19.8. und es freut uns zu hören, dass es dir gut geht,
und du hast ja ziemlich Post bekommen. Ich werde Reinhold in deinem Namen danken und ihm die
Grüße von dir ausrichten. Uns geht es auch noch immer gut. Nur unser einzigster Wunsch, du würdest
Weihnachten bei uns sein, wird wohl nicht in Erfüllung gehen. Wollen den Mut nicht sinken lassen,
einmal wird auch für dich die Zeit der Heimkehr kommen. Dann werden wir versuchen dir alles gut zu
machen, was du lieber Eugen in dieser Zeit hast mitmachen müssen. Du glaubst gar nicht, wie besorgt
Mia und Raymund um Dich sind, und was sie alles befragen wollen. Alfons hatte vorige Woche
Hochzeit und hat eine Wohnung in Eiringhausen. Franz war noch nicht zurück, befand sich aber auf
der Heimfahrt. Vergangene Nacht ist bei Remes ein Einbruch verübt worden, und dem Täter ist allerlei
in die Hände gefallen, unter anderen 170 Pf. Zucker.
03.12.47
Ihr Lieben!
Letzte Post von September. Bin gesund. Hoffe auch von Euch. Alles Gute im neuen Jahr und ein
baldiges Wiedersehen. Es grüßt
Euer Eugen
Amecke, den 9.12.47
Lieber Eugen!
Nach zweimonatlicher Unterbrechung erhielten wir am Samstag den 6.12.47 dein liebes Kärtchen vom
8.11. und es freut uns zu hören, dass du gesund bist. Siehst auch vertrauensvoll in die Zukunft, und
auch wir hoffen fest, dass das neue Jahr deine lang ersehnte Heimkehr bringt. Auch sonst hat uns die
letzte Karte etwas Beruhigung verschafft. Der Nr. nach hast du ja dein Standort gewechselt, und nun
wirst du wohl unsere Post (Briefe) nicht bekommen haben, hatten dir so allerlei geschrieben. Uns geht
es gut, wenn uns die Sorge um Dich, lieber Eugen, nicht immer so drückte. In Gedanken weilen wir
bei dir, und dein Namenspatron wird doch nun wohl unser Gebet erhören. Ist das doch alles, was wir
für Euch tun können. Sonst ist hier noch alles beim Alten. Vorige Woche war Franz aus Altenaffeln
hier, und er kann es noch nicht glauben, dass er nach so langer Trennung zu Hause sein kann. Er lässt
Dich nochmals grüßen. Von Vogts Josef ist noch immer kein Lebenszeichen gekommen, auch von
vielen anderen nicht. Nun, lieber Eugen, halt dich weiter gesund und empfange die herzlichsten Grüße
von uns allen, besonders von Deiner Mutter.
Amecke, den 1.1.48
Lieber Eugen!
Am Schluss des alten Jahres mit größter Freude noch mal ein lb. Kärtchen von Dir vom 9.12. erhalten,
und am Neujahrstag senden wir dir die herzlichsten Grüße. Und dass das neue Jahr die lang ersehnte
und versprochene Heimkehr bringt. Post hast du ja auch bekommen und du bist gesund. Leider kannst
du ja nicht viel schreiben, und es muss uns genügen. Wie du wohl Weihnachten gefeiert hast? 5-mal in
der Fremde. Gut das die Tage vornüber sind. Rechte Festtagsstimmung kommt bei uns nicht auf. Dafür
sind die Lücken zu groß. Trotzdem stand dein Teller auf dem alten Platz und das Christkind hat dir
allerlei gebracht, was ich alles schön für dich aufheben werde. Raymund hat einen neuen Anzug
bekommen. Er zieht deinen Mantel an, kannst sehen, wie groß er geworden ist. Gesundheitlich geht es
uns gut. Auf dem Dorf ist das Leben noch immer wie sonst auch. Zu Essen haben wir genug und haben
schon manches für deine Heimkehr auf die Seite gestellt. Neues gibt es nicht von Bedeutung. Dein
Freund Cordi Trippe schrieb uns auch zum neuen Jahr und er wünscht dir baldige Heimkehr. Wir alle
schließen uns mit seinen Wünschen an und grüßen dich herzlich, besonders Deine Mutter.
20.01.48
Liebe Eltern und Geschwister!
Die besten Grüße aus dem neuen Jahr sendet Euch Euer Eugen. Mir geht es gesundheitlich ganz gut,
was ich auch von Euch hoffe. Die letzte Post habe ich vom 27.07.47 erhalten. Hoffe dass es demnächst
wieder besser klappen wird. Briefe kommen ja nicht mehr an. Könnt aber Karten schreiben. Besser
wäre ja, wir könnten uns alles erzählen. Aber nur den Mut nicht sinken lassen, einmal wird doch die
Stunde der Heimkehr kommen. Vom Winter haben wir das schlimmste überstanden. Es war in diesem
Jahr nicht so kalt, wie es sonst hier üblich ist und zudem haben wir auch ausreichend Winterkleidung.
Wünsche nochmals alles Gute im neuen Jahr, ein recht baldiges und gesundes Wiedersehen in der
Heimat.
Euer Eugen
Gruß an alle Bekannte und Verwandte.
01.03.48
Liebe Eltern und Geschwister!
Freudig erhielten wir die Nachricht, dass ab 01. Januar alle 3 Monate, außer den Rotekreuzkarten auch
ein Brief in die Heimat gesandt werden darf. Wie es von dort nach hier ist weiß ich nicht, könnt aber
jede menge Karten schreiben und wenn es möglich ist Ansichtskarten. Sollte dort das Postamt nichts
annehmen, so steckt sie in einen Umschlag und schickt ihn nach irgendeinem Postamt in der Ostzone.
Auf der linken Ecke der Karte ist auch gestattet ein Bild aufzukleben. Eure letzte Post habe ich einen
Tag später bekommen, als ich die Januarkarte geschrieben habe. Es war die Karte vom 09.12. Wie Ihr
schreibt sind ja noch allerhand Briefe unterwegs, aber die werde ich wohl nicht mehr bekommen.
Immer wieder fragt Ihr an, wo ich bin, was ich mache, wie es mit geht usw. Über verschiedenes wird
Euch doch sicher das Rote Kreuz Auskunft geben können. Sonst geht es mir gesundheitlich ganz gut,
was ich auch von Euch hoffe. Kann Euch nur mitteilen, dass ich jetzt seit 2 Jahren noch keinen Tag
wegen Krankheit von der Arbeit geblieben bin. Es dauert ja nicht mehr lange, nur noch 14 Tage und
man kann sagen, auch diesen Winter haben wir gut und gesund überstanden. Bei Euch scheint er ja
auch nicht so streng gewesen zu sein, wie im vergangenen Jahr. Was macht Mia eigentlich, ist Sie
noch krank oder hat Sie Ihre Stelle in Jülich wieder angetreten? Raymund ist doch sicher noch in
Neheim bei Bäcker Brandt. Na, wenn ich mal zu Hause bin werde ich mein Urteil mal fällen, ob er was
gelernt hat oder nicht. Wird im Mai ja schon 17 Jahre und wo ich das letzte Mal zu Hause war, war er
noch in der Schule. Aber wann wird die Stunde der Heimkehr kommen. Hatte eigentlich vor, in diesem
Jahr zu helfen den Garten graben, aber ich glaube das macht ihr besser noch alleine und wollen hoffen,
dass ich wenigsten zu Ernte da bin. Einmal muss doch der Tag kommen und warum soll ich bei den
letzten von den letzten sein. Wie mir Reinold mal in einem Brief schrieb, ist er ja wieder in seinem
alten Beruf und desgleichen Otto ist noch auf dem Amt. Was macht eigentlich Peetz Willi, Schulten
Hermann, Kremers Georg und die Sorte. Von Vogts Josef ist ja noch immer keine Nachricht da. Es
werden wohl viele sein, von denen man nichts mehr zu sehen und zu hören bekommt. Wenn ich es
auch während meiner Soldatenzeit eigentlich immer recht gut gehabt habe, so waren die letzten 3
Wochen in Berlin umso härter und ich bin oftmals dem Schicksal um Haaresbreite entronnen und,
außer einer kleinen Verwundung an der rechten Backe, mit heilen Knochen davongekommen. Von
einer Narbe ist kaum noch was zu sehen nur dass die 4 Backenzähne fehlen. Sonst nimmt hier alles
seinen gewohnten Lauf. Ein Tag geht wie der andere und mit jedem Tag tritt die Heimfahrt näher an
uns heran. Es wird auch so langsam Zeit, dass ich nach Hause komme. Wünsche Euch nochmals alles
Gut, ein recht baldiges Wiedersehen
Euer Eugen.
Gruß an alle Bekannte und Verwandte, sie sollen mal etwas von sich hören lassen. Bei der einen Karte
alle 4 Wochen ist es mir nicht möglich allen zu schreiben.
Amecke, den 1.3.48
Lieber Eugen!
Dein liebes Kärtchen vom 20.1.48 dankend und bei bester Gesundheit erhalten. Ich bedauere, dass du
so lange nichts von uns gehört hast, obschon wir auch mehrere Briefe schrieben. Und gesund bist du
auch noch. Doch was den Winter anbelangt, hast du dich zu früh gefreut, denn hier kam die größte
Kälte noch im Februar. Von einem Kameraden, einem Jupp Kirchhof aus Iserlohn, bekamen wir Grüße
von Dir. Wie er uns schreibt, geht es Euch ja gut. Ich glaub nur nicht was er schreibt. Er scheint
mächtig zu übertreiben. Aber du hast schon Recht, einmal wird der Tag der Heimkehr auch für Dich
kommen. In Gedanken bin ich immer bei dir. Hier ist soweit alles beim Alten. An Arbeit fehlt es nicht,
wo man doch schon wieder im Frühjahr Bestellung der Felder denken muss. Gestern Abend bekamen
wir ein kleines Kälbchen.
21.03.48
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Eure Karte vom 1.1. mit großer Freude erhalten. Wie ich lese geht es Euch ja noch recht gut. Dasselbe
von mir auch. Habe Euch im vergangenen Monat einen Brief geschrieben. Hoffentlich bekommt Ihr
ihn. Cordi Trippe scheint ja schon Zuhause zu sein. Werdet wohl näheres von ihm erfahren haben. Nun
haben wir schon in einigen Tagen Ostern. In diesem Jahr müsst Ihr die Eier noch mal alleine suchen.
Wünsch Euch nun alles Gute, ein gesundes frohes Ostern
Euer Eugen
Ostergrüße an alle Bekannte und Verwandte besonders Cordi Trippe
Amecke, den 9.5.48
Lieber Eugen!
Gestern erhielten wir mit großer Freude Dein lb. Kärtchen vom 21.3. Das hatte ja wieder länger
gedauert, denn deinen lb. Brief vom 1.3. bekamen wir schon am 23.3. Da haben wir mal etwas mehr
erfahren können, haben dir dann sofort 2 Ansichtskarten geschrieben. Du hast auch viel Post von uns
nicht bekommen, denn dass ich bei deinem Freund Cordi in Reiste gewesen war, hatte ich dir schon im
September vorigen Jahres geschrieben. Nun ist auch dein Schulfreund Hubert Kleine glücklich
Zuhause angekommen und ich soll dir herzliche Grüße von ihm bestellen. Er kommt sich noch ganz
verlassen vor von seinen Freunden, du wärst noch in Gefangenschaft, Meisterjahns Willi vermisst und
Kösters Jupp gefallen. Vergangene Woche haben wir dann Meier seinen ältesten Sohn beerdigt und die
Woche vorher die alte Frau Leineweber und ein Kind von Ralwes Sefa So geht das Leben weiter.
Doch hoffen wir, dass deine Heimkehr nicht mehr all zu lange dauern wird.
25.05.48
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Bereits vier Wochen sind verflossen nachdem ich die beiden Ansichtskarten von 24.03. erhielt. Nun ist
schon wieder Pfingsten vorüber. Bei Euch wird wohl alles in Blüte stehen. Hätte ja zu gern geholfen
den Garten zu graben, aber ich denke, dass der Tag der Heimkehr nicht mehr allzu fern liegt und ich
wenigstens bei der Ernte dabei bin. Wie schwer Euch das wird kann ich mir gut vorstellen wo Ihr ganz
alleine seid. Ich selbst bin noch gesund was ich mir erster Linie auch von Euch wünsche. Was macht
Mia eigentlich? Die lässt ja gar nichts mehr von sich hören. Raymund wird bei dem schönen Wetter
auch wohl keine Zeit mehr haben. Wünsche Euch alles Gute und ein recht baldiges Wiedersehen
Euer Eugen
Amecke, den 1.6.48
Lieber Eugen!
Gestern erhielten wir mit großer Freude dein lb. Kärtchen ohne Datum. Du hast die beiden
Ansichtskarten ja schnell erhalten und wir senden mit gleicher Post wieder 2 andere ab. Hast also mal
wieder einen Blick auf alte vertraute Stellen tun können, und du bist soweit gesund. Von uns allen
kann ich dir ein Gleiches berichten. An Arbeit fehlt es ja nicht, und wir hatten gehofft, du lieber Eugen
hättest uns in der kommenden Heuernte helfen können, aber wieder vergebens. In Allendorf sind in
ganz kurzer Zeit 4 Mann aus russischer Gefangenschaft zurückgekommen. Ob Amecke gar nicht mehr
auf der Landkarte ist, dass hier keiner zurück kommt. Von einem lb. Kameraden, einen Adolf
Hoffmann aus Oberhausen, erhielten wir ein Kärtchen. Er ist im April nach Hause gekommen und
möchte gerne wissen, wie es dir lb. Eugen geht. Seit Oktober hätte er nichts mehr von dir gehört und
gesehen und ihr wäret doch gute Freunde gewesen.
Heute hat Kaisers Agnes Hochzeit
20.06.48
Liebe Eltern und Geschwister!
Obwohl ich selbst zwei Monate ohne Post bin möchte ich Euch wenigsten mit ein paar lieben Grüßen
erfreuen. Es ist doch komisch, dass es mit Post gar nicht mehr klappen will. Bei mir ist soweit noch
alles in bester Ordnung. Nur mit der Heimfahrt dauert es mir doch zu lange. An Arbeit wird es bei
Euch bestimmt nicht fehlen und ich denke zur Kartoffelernte doch daheim zu sein. Was gibt es sonst
neues bei Euch. Ist das Strandbad auch wieder geöffnet und sind in letzter Zeit wieder welche nach
Hause gekommen. Wie geht es Euch? Ich freue mich sehr auf unser Wiedersehen. Es grüßt Euch
nochmals
Euer Eugen
Gruß an alle Bekannte und Verwandte
Amecke, den 29.6.48
Lieber Eugen!
Gestern erhielten wir mit großer Freude und vielen Dank die 20. Karte von dir und zwar vom 25.5.
Wirst wohl inzwischen wieder Post bekommen haben. Es sind mehrere Ansichtskarten unterwegs,
auch von deinem Kameraden Adolf Hoffmann. Er war 8 Tage bei uns und hat uns tüchtig im Heu
geholfen, bedauerte nur sehr, dass du lieber Eugen nicht hier warst. Aber ich glaube, dass er recht bald
wiederkommt. Kösters Hanneken hatte es ihm angetan, und er hat uns viel von dir lieber Eugen
erzählt. Cordi Trippe fragt auch immer an, ob du noch nicht hier wärst. Du selbst meinst doch auch,
dass der Tag der Heimkehr nicht mehr allzu fern läge. Das gibt uns wieder neuen Mut und Hoffnung,
und es kommen so viele zurück, nur nicht nach Amecke. Mach du doch mal den Anfang. Wenn du
doch zu deinem Geburtstage wenigstens bei uns sein könntest. Dann könnten wir das Versäumte
nachholen. Augenblicklich haben wir hier ganz mieses Wetter, immer Regen. Wir haben noch ein
Fuder Heu da liegen. Sonst steht unsere Frucht, Roggen, Weizen Hafer und Kartoffeln ganz gut und
wir könnten dich doch zur Ernte ganz gut gebrauchen. Wollen erst mal das Beste hoffen. Wünsche dir
für die Zukunft alles Gute und der herzlichsten Grüße sendet dir
Deine Mutter
20.07.48
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Zu meiner größten Freude erhielt ich vor einigen Tagen mal wieder ein Lebenszeichen von Euch und
zwar die Karte vom 01.06. Seid ja soweit noch alle gesund kann Euch von mir ein gleiches berichten.
Adolf Hoffmann ist ja auch schon Zuhause und hat Euch geschrieben. Wenn er Euch mal besuchen
wird, was er mir ja fest versprochen hat, kann er Euch ja allerhand erzählen. Aber wann wird der Tag
der Heimkehr für mich einmal kommen. Ich hoffe ja dass es nicht mehr allzu lange dauert. Wünsche
Euch nun alles Gute, ein frohes Wiedersehen in der Heimat und viel liebe Grüße sendet Euch und allen
Bekannten
Euer Eugen
Amecke, den 28.7.48
Lieber Eugen!
Dein liebes Kärtchen vom 20.6. mit großer Freude erhalten. Doch bedauern wir, dass du schon zwei
Wochen ohne Post von uns bist, zumal wir deine Karte sofort, und mehrere Ansichtskarten
geschrieben haben. Es freut uns zu hören, dass bei dir noch alles in Ordnung ist. Hatten immer gehofft
deinen Geburtstag hier verleben zu können, doch mit deiner Heimfahrt wird's immer noch nichts,
obschon wir uns furchtbar danach sehnen. Aber einmal wirst du lieber Eugen doch auch mal das Glück
haben, und dann wird das Versäumte nachgeholt. Am Samstag ist Geilen Anton aus Illingheim
zurückgekommen. Es sind jetzt noch sechs liebe Jungen in russischer Gefangenschaft und zu denen
gehörst du. Bei uns ist soweit noch alles gesund. Das Strandbad ist noch nicht in Betrieb, der
Bademeister ist in Hagen verheiratet und zum Baden fehlte bis jetzt auch noch das gute Wetter.
Vergangenen Samstag ist Hoffs August aus Seidfeld, der noch vor kurzem aus Gefangenschaft
zurückgekehrt war, ertrunken. Auch mehrere Soldaten der Besatzungsmacht und eine zu Besuch
weilende Frau und ein Junge sind in letzter Zeit in der Sperre ertrunken. Den alten Herrn Peterschulte
haben wir am Samstag beerdigt.
Amecke, den 16.8.48
Lieber Eugen!
Mit großer Freude erhielten wir dein liebes Kärtchen vom 20.7.48, und auch du hast schon unsere
Karte vom 1.6. bekommen, das hat ja mal wieder besser geklappt. Wir freuen uns, dass du noch
gesund bist, obschon das Gegenteil ein Grund für deine Entlassung wäre. Mittwoch wirst du nun schon
22 Jahre alt und wir hatten gehofft, diesen Tag könntest du in der Heimat verleben. Im Oktober werde
ich 50 Jahre alt, und wenn du, lieber Eugen, dann bei uns sein könntest. Unsere Silberhochzeit und so
allerlei haben wir in aller Stille verlebt. Unsere Gedanken weilten immer bei dir. Vergangene Woche
haben wir Weizen und Roggen gedroschen, und alles hat gut geliefert, und auch Hafer und Kartoffeln
stehen und versprechen gute Ernte. Auch gestern habe ich deiner ganz besonders gedacht, als ich zur
Wallfahrt nach Werl war. Nach der Währung ist es mit der Ernährung besser geworden. Man kann
alles kaufen, nur ist das Geld sehr knapp. Aber wenn man spart, kann man sich jetzt eher ein Teil
zulegen, als vorher. Adolf Hoffmann war auch wieder einen Tag hier, und vorigen Sonntag hat er sich
mit Hammecken in Elberfeld getroffen. Das Amt des Brautführers steht dir zu, sie nur zu, dass du recht
bald zurückkommst.
15.09.48a
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Mit großer Freude erhielt ich vor einigen Tagen Euer liebes Kärtchen vom 16.08. Wie Ihr schreibt seid
Ihr soweit noch alle gesund und sonst ist alles in bester Ordnung. Bei mir das gleiche. Werde in den
nächsten Tagen einen Brief schreiben und etwas näher auf den Inhalt der Karte eingehen. Wünsche
Euch bis dahin alles Gute und hoffentlich klappt es bald mit der Heimfahrt
Euer Eugen
Gruß an alle Bekannte und Verwandte, Gruß an Adolf Hoffmann
15.09.48b
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Meine Karte vom 10.09. in welcher ich Euch mitgeteilt habe, dass ich Eure Karte vom 16.08. erhalten
habe und in den nächsten Tagen einen Brief abschicken werde, werdet Ihr inzwischen wohl erhalten
haben. Da ich nun diese Karte bekommen habe werde ich mit dem Brief noch ein paar Tage warten.
Kann sein, dass ich bis dahin noch einmal Post bekomme. Mir geht es soweit gesundheitlich ganz gut
was ich auch von Euch hoffe. Wünsche Euch nun alles Gute und ein recht baldiges Wiedersehen, es
grüß Euch vielmals
Euer Eugen
Grüße an alle Bekannten und Verwandte
Amecke, den 12.10.48
Lieber Eugen
Mit großer Freude erhielten wir gestern und heute je ein liebes Kärtchen von dir vom 15.9. Du hast
unsere letzte Karte vom 16.8. auch erhalten. Danach hatten wir auch noch nichts wieder bekommen.
Du bist also noch gesund. Und wie sieht es mit der Heimkehr aus? Wir hoffen von Tag zu Tag, zumal
doch mal einer den Anfang hier gemacht hat. Vor vierzehn Tagen kam ganz plötzlich der Schulten
Karl-Heinz an, und wer ist wohl der nächste von den fünf, die von dort schreiben. Es wird doch so
langsam Zeit, sonst bist du der Letzte von den Letzten. Und auch das Jahr 48 geht zum Ende zu. Dass
Geilen Anton schon im April zurückkam, hatte ich dir schon geschrieben, aber du hast vieles nicht
bekommen. - Hier geht alles weiter, Kartoffeln haben wir gut eingekellert und auch noch schön
verkauft. Roggen und Weizen haben wir am Samstag gesät. Nun noch die Runkeln und der Garten.
Mia hat schon einige Tage Bucheckern gesucht für Öl. Heute ist es ziemlich kalt, bei euch sicher auch
schon. Raymund geht es soweit ganz gut. Sein Meister hat Ende Oktober Hochzeit.
Amecke, den 24.10.48
Lieber Eugen!
In Erwartung, den versprochenen Brief zu bekommen, hatten wir mit der 2. Karte gewartet. Doch
haben denselbigen bis heute nicht erhalten. Du empfängst dann heute die herzlichsten Sonntagsgrüße
aus Amecke. Es ist so richtig Herbstwetter, ziemlich windig. Wie ist es dort, und wie ist es mit deiner
Heimkehr? Wir wollen den Mut nicht sinken lassen. In Stockum kam jetzt auch einer zurück und
Schulten Heinz hat sich auch schon ganz gut wieder eingelebt. Wenn du doch wenigstens Weihnachten
bei uns sein könntest. Hubert aus Altenaffeln wird wohl das Glück haben bis Weihnachten zu Hause
zu sein. Tante Anna und ich waren Sonntag dort. Franz hat eine kleine Tochter und Alfons einen
Stammhalter. Mathias ist in Linnepe verheiratet. Anneliese wird auch bald heiraten, sobald sie eine
Wohnung hat. Tante Maria in Calle hat von ihrem Mann noch gar nichts gehört. Dein Freund Hoffman
ist ganz überglücklich mit Hanneken, war auch schon wieder hier. Du wirst bestimmt staunen, nicht
wahr.
10.12.48
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Eure Karten vom 12.10. und 24.10. vor einigen Tagen erhalten. Es freut mich immer wenn ich lesen
kann dass es Euch gut geht und auch sonst in der Heimat noch alles in Ordnung ist. Gesundheitlich
kann ich auch von mir nichts Schlechtes berichten. Meine heimliche Hoffnung Weihnachten in Eurer
Mitte zu sein wird sich wohl nicht erfüllen. Aber lasst den Kopf nicht hängen. Feste sind da damit sie
gefeiert werden. Wünsche Euch nun weiter alles Gute und ein frohes Weihnachtsfest wünscht Euch
und allen Bekannten und Verwandten
Euer Eugen
10.12.48
Liebe Mia!
Viele Grüße sendet Dir Dein Bruder Eugen. Habe vorgestern Deine liebe Karte vom 14.11. erhalten.
Hatte doch bestimmt gehofft in diesem Jahr Weihnachten bei Euch zu sein. Aber auch dieses Jahr geht
vorüber und mit der Heimfahrt wird es immer noch nichts. Der versprochene Brief den ich Mama zum
Geburtstag geschrieben habe wird inzwischen wohl angekommen sein. Wie Du schreibst wollt ihr die
Feste alle aufschieben bis ich komme. In der letzten Karte habe ich noch geschrieben "Feste sind da
damit sie gefeiert werden"! Und ein altes Sprichwort sagt, "so wie die Feste fallen sollen sie gefeiert
werden". Nun liebe Mia wünsche ich Dir, Mama, Papa und Raymund sowie allen Bekannten und
Verwandten ein frohes neues Jahr.
Dein Bruder Eugen
Amecke, den 28.12.48
Lieber Eugen!
Ganz freudig erstaunt erhielten wir am Tag nach Weihnachten dein lb. Kärtchen vom 10.12. Das hatte
doch schnell gegangen. Nun ist Weihnachten schon vorbei, und es ist gut, denn auch unser einziger
Wunsch blieb leider unerfüllt. Doch auch wir wollen, gleich dir, den Kopf nicht hängen lassen und
zuversichtlich ins neue Jahr gehen. Einmal muss es doch auch bei uns ein Wiedersehen geben. Hubert
aus Altenaffeln kam vor Weihnachten zurück, war aber noch nicht bei uns. Auch der Tollen von
Lütkehöh ist jetzt gekommen, und der hatte fast dieselbe Nummer wie du. Als Verlobte grüßen dich
Hanni Schneider, geb. Vogt, und Adolf Hoffmann. Auch Vogts Hannes hat sich Weihnachten verlobt.
Du weißt doch sicher, dass seine 1. Frau gestorben ist. Auch sonst gibt es allerlei Neues, was ich dir
wegen Platzmangel nicht alles berichten kann. Uns geht es gesundheitlich gut. Nur unser Raymund hat
eine Mandelentzündung. Er war schon die Weihnachtstage nicht gut zurecht, hat trotzdem beide Tage
Schlittschuh gefahren und nachts fing er an zu fiebern. Heute geht es schon wieder besser. Anneliese
aus Freienohl hat im Januar Hochzeit. Auch dein Freund Cordi Trippe schickt immer mal einen Gruß
und fragt nach deinem Ergehen. Otto und Georg haben dir geschrieben. Hast du was bekommen?
Januar 1949 Nr. 1
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Die allerbesten Grüße im neuen Jahr sendet Euch Euer Eugen. Bereits mehr als 4 Wochen sind
verflossen nachdem ich die letzte Post von Euch erhalten habe. Hatte ja gehofft über die Feiertage
etwas von Euch zu hören, aber bis heute warte ich vergebens. Wollt wohl nichts mehr von mir wissen,
oder ist Euch die Tinte eingefroren. Habe Euch im Dezember 3 mal geschrieben und zurück bekomme
ich, enn es gut geht, alle 4-6 Wochen mal einen Gruß. Wüsste doch mal gerne, wo das dran liegt.
Kameraden von mir erhalten bei jeder Postverteilung Briefe und auch Bilder. Wie habt Ihr denn
Weihnachten verlebt? Den Rutsch ins neue Jahr habe ich gesundheitlich ganz gut gemacht. Hoffe doch
von Euch dasselbe. Nur gut dass die Tage vorüber sind, 6-mal in der Fremde. Der Winter hat es bis
jetzt noch gut mit uns gemeint. Richtig kalte Tage haben wir kaum gehabt. Das hätte ich mir doch
nicht träumen lassen, noch mal einen Winter hier zu verleben. Ob es wohl endlich der Letzte ist? Was
spricht man bei Euch jetzt über unsere Heimkehr, werden doch so ziemlich alle Zuhause sein? Schreibt
mir doch mal, wie bei Euch jetzt die Löhne und Preise sind. Wie geht es Raymund und ist Mia noch
Zuhause? Will für heute schließen und hoffen, dass dieser Brief euch erreichen wird. Seid nun recht
herzlichst gegrüßt und lasst mal bald etwas von Euch hören.
Euer Eugen
Herzliche Grüße an alle Verwandte und Bekannte.
Januar 1949 Nr. 2
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Nach langem Warten erhielt ich eure Karte vom 28.12. Es freut mich lesen zu können, dass es euch
noch gut geht. Nur Raymund hat eine Mandelentzündung. Ich wünsche gute Besserung. Über meinen
Gesundheitszustand brauche ich zurzeit auch nicht zu klagen. Adolf und Hanni nachträglich herzlichen
Glückwunsch zur Verlobung. Das gleiche auch für Vogts Hannes und seiner Verlobten. Von Otto und
Georg habe ich noch nichts bekommen. Schreibt mir doch mal ob in diesem Jahr schon welche
zurückgekommen sind und wer noch alle fehlt. Wünsche euch nun weiter alles Gute und ein baldiges
Wiedersehen
Euer Eugen
Amecke, den 8.2.49
Lieber Eugen!
Zu unserer größten Freude erhielten wir gestern deinen lb. Brief Nr. 1 von Januar 1949. Es tut uns
furchtbar leid, dass du sowenig Post von uns bekommst. Von den 3 Karten, die du uns im Dezember
geschrieben hast, haben wir nur 2 bekommen, eine am Tag nach Weihnachten, die andere im Januar.
Haben dieselben aber sofort beantwortet. Die vorletzte Post hatten wir vom 15. September. Kannst
sehen, dass auch wir nicht viel von dir bekommen. Du meinst schon, wir hätten dich vergessen. Mein
lieber Eugen, es vergeht keine Stunde, wo meine Gedanken nicht bei dir weilen. Gerade 5 Minuten
bevor wir deine lieben Zeilen erhielten, hatten wir noch ein schönes Oberhemd für dich, lb. Eugen und
Raymund, gekauft. Zu Weihnachten lag ein schönes blaues Oberhemd mit weißen Streifen und ein
paar Seidenstrümpfe auf deinem alten Platz und alles liegt wohlverwahrt im Schrank und wartet auf
deine Heimkehr. Was die Feiertage anbelangt, geht es uns genau wie dir. Auch wir sind froh, dass sie
vorüber sind. Gesundheitlich haben wir alles gut überstanden, aber sonst haben wir zuviel traurige
Erinnerungen. Hatten wir doch fest geglaubt, dass du lieber Eugen Weihnachten bei uns sein würdest.
Wie wir am Radio hörten sind im Januar nur ganz wenige zurückgekommen, doch sollen im Februar
30000 entlassen werden. Wenn du lieben Eugen doch mal das Glück hättest, darunter zu sein. - Sonst
geht hier alles seinen gewohnten Gang. An Arbeit fehlt es nicht und es wird ein Stundenlohn von 0,80
- 1 DM gezahlt. Aber wenn ich dir verraten muss, dass ein Anzug, wie dein guter, (der noch schön im
Schrank hängt) 350 - 400 DM kostet, so kannst du dir ausrechnen, wie teuer alles ist. Ein Paar
Damenstrümpfe kosten 18 - 20 DM, ein Paar Schuhe für dich 30 - 40 DM. Es soll immer billiger
werden, aber zu dem ist die DM ziemlich rar, denn wie dir bekannt, ist uns in Folge der Währung nur
ein winzig kleiner Teil von unserer RM geblieben, und es muss all eben wieder von vorne angefangen
werden. Aber deshalb lassen wir den Kopf nicht hängen. Wir haben nur einen Wunsch und wenn sich
der mal erfüllt, wird alles wieder gut.
Februar 1949 Nr. 3
Liebe Elter und Geschwister!
Zunächst sende ich Euch herzliche Grüße aus der Ferne und hoffe zuversichtlich, dass dieser Brief
Euch recht bald und bei bester Gesundheit erreicht. Auch mir geht es gesundheitlich ganz gut. Lege
Euch ein Bild mit bei, welches ich mir vergangene Woche habe machen lassen, könnt dann selbst mal
Euer Urteil abgeben. Besonders schön ist es ja nicht geworden. Die letzte Post die ich von Euch
erhalten habe, war die Karte vom 28.12., da dürfte ja bald wieder etwas ankommen. Noch einen Monat
und der Winter geht auch seinem Ende zu und es geht wieder eine bessere Zeit für uns an. Wenn der
Winter bis jetzt auch immer erträglich war, so sehnt man sich doch nach dem Frühling. Mia wünsche
ich zum Geburtstag vom 13.02. nachträglich alles Gute und feiert nicht zu feste. Wie sie mir mal
schrieb wollt Ihr ja alle die Tage aufschieben, bis ich komme. Mit genügt aber schon, wenn Ihr jedes
mal eine Flasche Wein aufhebt. Was gibt es denn sonst Neues in der Heimat, wie gehr es Papa?
Raymund ist doch noch in Neheim bei Bäcker Brandt? Wenn es mit der Heimfahrt doch mal was
werden sollte weiß ich ja gleich, wo ich hingehen kann. Ich will nun für heute schließen und hoffe,
dass dieser Brief Euch erreichen wird. Seid nochmals recht herzlich gegrüßt und lasst mal bald etwas
von Euch hören.
Euer Eugen
Grüße an alle Verwandte und Bekannte.
15.2.1949 Nr. 4
Liebe Schwester!
Für deine Karte vom 12.1. sage ich dir vielen Dank. Besondere Neuigkeiten weißt du mir ja nicht zu
berichten, aber die Hauptsache ist ja, ich habe ein Lebenszeichen aus der Heimat. Schreib mir doch
mal in der nächsten Post, wie sich das tägliche Leben so entwickelt und was meine alten Freunde so
treiben. Dass sie immer mal wieder anfragen wie es mir geht und was ich mache, freut mich. War
sonst immer der Meinung, dass man uns in der Heimat schon ganz vergessen hat. Kannst allen einen
schönen Gruß bestellen. Den Brief von Otto und Georg habe ich noch nicht bekommen. Mein Bruder
Raymund verhält sich ja auch ziemlich ruhig, aber ich kann das schon verstehen, war ja früher auch
mal so jung und hatte nie Zeit. In der letzten Karte von Mama, und auch sonst in der Post muss man
feststellen, dass fast alles verlobt und verheiratet ist. Hatte ja deswegen immer gehofft, dass auch du
deine Verlobung mal bekannt gibst. Scheint wohl nicht so weit zu sein, aber langsam wird es doch
Zeit. Habe euch in dem letzten Brief Nr. 3 ein Bild mit beigelegt und sollte der Brief verloren gehen,
mache ich hier vorsichtshalber dasselbe noch einmal. Hoffe, dass ihr mit der nächsten Post dasselbe
macht. Wie geht es euch sonst? Habt ihr auch geschlachtet. Mit den "Lümmerkes klauen" ist es in
diesem Jahr noch nichts geworden. Will nun für heute schließen und hoffe, dass Euch dieser Brief
erreichen wird. Wünsche Dir sowie Mama, Papa, Raymund und allen Bekannten und Verwandten alles
Gute und ein baldiges Wiedersehen.
Dein Bruder Eugen
Februar 1949 Nr. 5
Liebe Elter, liebe Geschwister!
Ob schon ich keine Post von Euch bekommen habe, möchte ich Euch doch einen Gruß schicken.
Werdet inzwischen wohl mehr Post von mir erhalten haben und wisst, dass ich noch gesund bin.
Schreibe euch mal eine Adresse mit auf. Könnt euch mit den Leuten in Verbindung setzen und
versuchen, die Post (Briefe, Ansichtskarten, usw.) von dort aus abzuschicken, vielleicht klappt es
besser. Kameraden von mir aus der Gegend, bekommen laufend Post. Die Adresse ist "Frau Paul
Bathen, Olsberg, Hachtmecke 126". Was gibt es sonst Neues in der Heimat? Schreibt mir recht bald.
Wünsche nun alles Gute und ein baldiges Wiedersehen.
Euer Eugen
Grüße an alle Bekannten und Verwandten
Februar 1949 Nr. 6
Lieber Raymund!
Da ich heute Zeit habe möchte ich Dir persönlich einen Gruß senden und mal anfragen, was du
machst. Lässt ja gar nichts von Dir hören. Wie ich in der Post von Zuhause immer wieder lese, gefällt
dir Dein Beruf ja ganz gut und auch mit deiner Lehrstelle in Neheim bist Du zufrieden. Schon vor
einem Jahr schrieb mir Mama, dass du meinen Mantel anziehst, so groß bist du geworden. Ich glaube,
ich werde dich kaum wieder erkennen. Fünf Jahre sind eine lange Zeit: Es würde mich sehr freuen,
wenn du mal ein Bild schicken würdest. Sonst bin ich noch gesund, was ich auch von Dir hoffe. Es
grüß dich nochmals dein Bruder
Eugen.
Schöne Grüße an Mama, Papa und Mia und allen Bekannten und Verwandten. Hoffentlich lässt die
Heimkehr nicht mehr so lang auf sich warten.
Mit gleicher Post eine Karte Vergissmeinnicht Nr. 1 abgeschickt.
Amecke, den 22.2.49
Lieber Eugen!
Heute erhielten wir hocherfreut mal wieder ein lb. Kärtchen Nr. 2 von dir, und vor 14 Tagen deinen lb.
Brief Nr. 1, den wir sofort mit einem langen Brief erwidert haben. Hoffentlich hast du selbigen und
auch Mias Karten inzwischen erhalten. Die dritte Karte, die du uns im Dezember geschrieben hast,
haben wir nicht bekommen. Gesundheitlich geht es dir also gut, von uns ein Gleiches. Nun möchtest
du gerne wissen, wie viele noch fehlen. Bressers bekamen heute auch eine Karte von Fritz und
Hörsters vor 14 Tagen eine von Hubert. Stuten haben schon seit Oktober nichts mehr von Josef und
Westiks seit Aug. nichts mehr von Robert gehört. Das sind mit dir noch fünf, die noch fehlen, aber
schon geschrieben haben. Dann sind noch viele Vermisste: Peterschulten Hannes, Gärtners Heinz,
Meisterjahns Willi, dein Vetter Josef, Schneiders Jupp, Jürgens Friederich, Bressers Josef
März 1949 Nr. 7
Liebe Mutter!
Zu meiner größten Freude erhielt ich gestern Deinen lieben Brief mit dem Bildchen vom 08.02.
Musste schon erst den Brief lesen, damit ich wusste, wer überhaupt alle darauf ist. Du liebe Mama und
auch Papa seid aber ziemlich gealtert. Ich glaube, dass Ihr Euch zu viel Sorgen macht, Mia hat sich ja
weniger verändert und am meisten musste ich über Raymund staunen. Habe mir dass Bildchen immer
wieder zu Hand genommen und konnte es gar nicht glauben, dass er jetzt so groß ist. Er allein auf
einem Bild und ohne dabei zu schreiben, dass es Raymund ist hätte ich ihn nicht erkannt. Meine
beiden kleinen Cousinen Ursel und Marlene sehen ja nett aus und machen mir wirklich Spaß. Damit
ich was Ordentliches anzuziehen habe, wenn ich nach Hause komme, sorgt Ihr ja auch, und ich brauch
darum keine Sorgen haben. Wichtiger ist erst einmal überhaupt nach Hause zu kommen. Wie lange
wird es noch dauern? Ob wir in diesem Jahr deinen 51. Geburtstag zusammen feiern können, es würde
mich ja sehr freuen, aber glauben kann ich es kaum. Wie Du weiter schreibst ist ja alles sehr teuer in
der Heimat. Bekommt Papa auch noch Rente oder erhaltet Ihr sonst irgendwelche Unterstützung?
Möchte ja gerne helfen und Papa die Arbeit abnehmen, aber, aber -, dass es so lange dauert hätte ich
doch nicht gedacht. Jetzt kommt der Frühling und da werdet ihr wieder alle Hände voll zu tun haben.
Auch hier wird es langsam wärmer. In den Mittagsstunden ist es schon ganz angenehm. Gesund seid
Ihr soweit ja noch alle und auch von mir kann ich in dieser Hinsicht nur Gutes berichten. Will nun
Schluss machen und hoffen, dass dich dieser Brief erreicht. Wünsche dir nun alles Gute und die
herzlichsten Grüße sendet Dir liebe Mama sowie Papa, Mia und Raymund
Dein Eugen
Grüße an alle Bekannten und Verwandte.
Amecke, den 09.03.49
Lieber Eugen!
Gestern erhielten wir wieder einen lb. Brief Nr. 3 und, ich kann dir unsere Freude gar nicht
beschreiben, ein Bildchen von Dir lb. Eugen. Immer wieder müssen wir es anschauen. Aber du bist
doch noch unser Eugen, nur ist dein Blick ernster, gereifter geworden. Was deine Kleidung anbelangt
muss man staunen, nachdem was man hier oft gesehen hat. Auch dein Haar hast du schön gekämmt.
Hast sogar einen warmen gestrickten Pullover an. Somit wäre meine Sorge, du hättest nicht genügend
warme Kleidung, wohl unberechtigt. Es war direkt ein Ereignis für Amecke, Vogts Eugen hat ein Bild
geschickt. Viele haben es sich schon besehen, und ich soll dir von vielen Grüße bestellen. Vergessen
hat man dich noch nicht. Hoffentlich hast du inzwischen auch unsere Post bekommen, eine Karte von
Mia, einen Brief vom 8.2. mit Bild, und 2 Karten vom 22.2. sind unterwegs. Wie du schreibst, bist du
ja gesund, und deinem Aussehen nach beurteilt, muss es ja auch der Fall sein. Auch uns geht es
gesundheitlich gut. Papa hat die letzten Jahre nichts mehr am Magen gehabt und geht noch immer
seiner alten Beschäftigung nach. Raymund ist noch in Neheim bei Brand und hat im August seine
Lehrzeit beendet. Ich glaube schon, dass er sein Handwerk versteht. Mia war drei Wochen in Lünen
bei Frau Oppermann und hat sich dort einen Freund angeschafft, der dann auch mit hier war. Ob sie es
aber nun auch ernstlich meint, kann ich dir nicht verraten. Sie ist furchtbar wählerisch, und sie meint
sie käme noch früh genug. In jetziger Zeit heiraten ist auch nicht so einfach, es ist alles zu teuer und
das Geld sehr knapp. Zurzeit haben wir hier tiefen Winter der wohl etwas verspätet gekommen ist.
Raymund war am Sonntag mit mehreren per Ski nach Altenaffeln. Heute scheint die Sonne schön
warm, und der Schnee verspielt zusehends. Es geht doch mit jedem Tag den Frühling entgegen. Und
das ist auch gut, dann kann man wieder draußen arbeiten. Zwei Schweine haben wir schon wieder und
ziehen uns auch das Kälbchen groß, denn unsere Ida wird so langsam alt. Neues von Bedeutung kann
ich dir nichts Besonderes berichten. Zurückgekommen sind in diesem Jahre noch keine, nur Bressers
haben auch Post von Fritz erhalten, die übrigen noch nicht. Hatte dir das ja auch in meiner Karte
mitgeteilt.
Am 13.3. eine Karte mit Tulpen von Raymund
Amecke, den 18.3.49
Lieber Eugen!
Gestern erhielten wir mit großer Freude dein lb. Kärtchen Nr. 5. Wir müssen direkt staunen, soviel
Post von dir zu bekommen. Nr. 4 fehlt allerdings noch. Hoffentlich hast auch du inzwischen von uns
Post erhalten. Es tut uns immer leid, wenn wir lesen müssen, dass du lb. Eugen nichts erhalten hast. Es
ist für Dich eine Karte von Mia von Januar unterwegs. Dann ein Brief vom 8.2.49, mit einem Bild von
uns allen, die Antwortkarte Nr. 2 vom 22.2., eine Karte mit einem Strauß Vergissmeinnicht, ein Brief
vom 9.3. mit Bild von Mia und 1 Karte von Raymund mit einem schönen Strauß Tulpen vom 13.3.
Habe mich gestern sofort mit der Frau in Olsberg in Verbindung gesetzt und 1 Ansichtskarte mit
beigelegt, die sie dir von dort aus schicken soll. Also lb. Eugen, du siehst, dass es an uns nicht liegt.
Schade, dass du Ottos Brief nicht bekommen hast, er hatte dir so schöne Bildchen beigelegt.
1.April.49 Nr. 8
Meine Lieben!
Die Karten von Mama vom 20.2. und die mit dem Blumenstrauß Nr. 1 habe ich vor einigen Tagen
erhalten. Es freut mich zu hören, dass Ihr soweit noch gesund seid und auch ich kann in dieser Hinsicht
nicht klagen. Nun ist in einigen Tagen Ostern. Wie an allen anderen Tagen meine Gedanken immer
Zuhause sind, so werd ich beim Geläut der Osterglocken besonders stark an Euch und der lieben
Heimat denken. Denn gerade an solchen Tagen werden alte Erinnerungen in einem wach und die
Sehnsucht bei den Lieben zu sein ist stärker als sonst. Wie lange wird es noch dauern? Aber einmal
öffnet sich die Tür, dann steh ich vor Euch und alles wird wieder gut sein. Neuigkeiten wüsste ich
Euch keine zu berichten. Von den vier Mann die außer mir noch fehlen, wie mir Mama schreibt, bin
ich ja gespannt, wer der erste sein wird. Will für heute schließen und wünsche euch allen frohe Ostern.
Euer Eugen
Schönen Gruß an alle Verwandten und Bekannten. Lasst bald etwas von Euch hören.
April 1949 Nr. 9
Meine Lieben!
Gestern erhielt ich mit großer Freude 3x mal Post aus der Heimat. Die Karte von Mama (18.3.) eine
Karte von Raymund (15.3.) und eine von Adolf Hoffmann. Nur schade, dass die Briefe mit den
Bildern nicht angekommen sind. Auch meinen Brief vom 15.2. Nr. 4 habt ihr nicht erhalten. Viel
Neues wisst ihr ja nicht zu berichten, mir genügt auch schon, wenn ich nur einen Gruß erhalte und ich
weiß, dass ihr noch alle gesund seid, welches auch bei mir der Fall ist. Zurzeit haben wir hier das
schönste Wetter, die Sonne scheint schon wieder ganz schön warm und der Schnee ist fast alle weg.
Ihr werdet jetzt wohl alle Hände voll mit dem Garten und Feldarbeit zu tun haben und meine Hilfe
dringend gebrauchen. Wollen hoffen, dass die lang ersehnte Heimkehr nicht mehr so lang auf sich
warten lässt und die herzlichsten Grüße sendet Euch
Euer Eugen
Lieber Raymund auch für deine lieben Grüße vielen Dank. Es freut mich mal persönlich ein
Lebenszeichen von dir zu bekommen. Meinen Brief mit dem Bild hast du ja erhalten. Wünsche dir nun
alles Gute und lass recht oft etwas von dir hören.
Dein Bruder Eugen
Grüße an alle Verwandten und Bekannten.
April 1949 Nr. 10
Liebe Eltern. Liebe Geschwister!
Groß war meine Freude, als ich jetzt 3 Tage lang jeden Tag Post bekam. Als erstes die Ansichtskarte
von Olsberg abgeschickt. Dann einen Brief von Otto, den ich später noch näher beantworten werde
und 1 Tag vor Ostern den Brief mit dem Bild von Mia. So hab ich mir das immer gewünscht, aber wir
wollen hoffen, dass wir uns nicht mehr allzu oft schreiben brauchen. Die Ostertage sind nun vorüber,
und es dauert nicht mehr lange, dann ist Pfingsten. Ob sich bis dahin wohl etwas getan hat zwecks
Heimkehr? Aber zumindest wissen wir etwas mehr. Wir können ja weiter nichts machen, als nur
abwarten und das Beste hoffen. Wie Mama schreibt, hat sich Mia nun auch einen Freund angeschafft.
Nur kann sie mir nicht verraten, ob sie es wirklich ernst meint. Sie soll sich auch nur nicht unterstehen
und eher etwas zu unternehmen bis ich zu Hause bin, bin fast 23 Jahre alt und noch auf keiner
Hochzeit gewesen. Bei meinen Cousinen und Vettern hab ich ja auch nicht mehr viel zu erwarten.
Raymund hat im August seine Lehre aus. Da hat er es noch schneller geschafft als ich. Was hat man
durch den Krieg und die Kriegsgefangenschaft doch nicht alles versäumt. Bin mir heute auch noch
nicht im Klaren was ich mache, wenn ich nach Hause komme. Man kann sich gar noch nichts
vornehmen und keine Pläne machen, da man gar nicht richtig weiß, wie es in der Heimat aussieht. Wie
sind überhaupt die Aussichten auf Arbeit? Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, liebe
Eltern was am Besten wäre. Aber das ist ja noch alles unwichtig, wichtig ist erst einmal überhaupt
nach Hause zu kommen. Will nun für heute schließen, wünsche Euch alles Gute und ein recht baldiges
gesundes Wiedersehen.
Euer Eugen
Raymund zum Geburtstag alles Gute
Grüße an alle Bekannte und Verwandte
April 1949 Nr. 11
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Mit großer Freude erhielt ich am 24.4. die beiden Ansichtskarten vom 24.3. von Mama und Raymund.
Könnt auf diese Art nur weiter Karten schreiben. Mit dem Brief hat es ja prima geklappt. Ich bin
soweit noch gesund und hoffe von Euch dasselbe auch. Wünsche Euch weiterhin alles Gute und auf
ein baldiges glückliches Wiedersehen in der Heimat grüßt Euch herzlich
Euer Eugen
Grüßt alle Bekannten und Verwandten
Werde Euch in den nächsten Tagen wieder einen Brief schreiben.
Amecke, 04.05.1949
Lieber Eugen!
Für Deinen lb. Brief Nr. 4, den ich gestern erhalten habe sage ich vielen Dank. Wir freuen uns immer,
wenn wir ein Lebenszeichen von Dir erhalten. Deine Bildchen haben wir beide bekommen und hoffen,
dass wir dich jetzt bald persönlich begrüßen können. Du darfst nicht denken, dass man euch in der
Heimat vergessen hat. Wenn es dir jedes Mal in den Ohren klingelt, wenn wir von dir sprechen,
müsstest du schon bald taub sein! Nun lieber Eugen willst du gerne wissen, was deine alten Freunde
machen, da will ich denn gleich bei deinen Schuljahrgang anfangen. Kösters Jupp ist ja noch zum
Schluss gefallen, und Meisterjahns Willi wird vermisst. Otto geht noch zum Amt und Kleins Hubert
hat auch umgesattelt, er geht nach Menden zum Telegraphen. Münten Franz soll wohl bald heiraten, er
hat ein Mädel aus Sundern, wie du weißt, ist seine Mutter ja gestorben, und er ist schon gezwungen zu
heiraten. Krämers Georg ist noch immer Zuhause, Listen Rudi ist, wie dir vielleicht schon bekannt,
immer krank, er hat TB. Die ältere Jugend geht, soweit sie wieder hier ist, ihren alten Beschäftigungen
nach. Henneken Allo ist in Schwerte beschäftigt. Nun mal etwas über die Mädchen deines Jahrgangs,
da will ich dir schon gleich am Anfang verraten, dass die es sehr eilig hatten. Schulten Agnes ist mit
einem Freiburg von Allendorf verheiratet, Linken Agatha mit einem Jugoslawen, Clöwers Trautchen
ist verlobt mit einem aus Dortmund, Meisterjahns Lisa verkehrt zur Zeit mit einem Scheffer-Michels
aus Sundern. da käme für dich nur noch Mürs Friede und Loddenkempers Stina in Frage. Sollte deine
Wahl auf eine fallen, so schreibe nur darüber. Die vorhergehenden Jahrgänge sind so weit noch alle zu
haben, brauchst keine Angst zu haben Du kriegtest keine mit. Frauen wie Sand am Meer, nur nicht so
krümelig. Ich selbst will noch etwas warten, zum Heiraten ist noch nie einer zu spät gekommen. Mit
einem Freund könnte ich dich jetzt aber doch bekannt machen. Mit Verloben und so weiter will ich
aber erst noch warten bist du dein Urteil gegeben hast. Kösters Hanna ist ja durch dich an ihren Mann
gekommen. Adolf war vergangenen Sonntag hier, er ist als Autofahrer beschäftigt. Das Leben in
Amecke geht seinen gewohnten Gang. Die Kriegsschäden sind fast alle wieder behoben, so dass sich
das äußere Bild etwas verändert hat. Geschlachtet haben wir auch und für nächstes Jahr auch schon
wieder Zwei am wachsen. Die Lümmerkes sind dir sicher, deshalb komm nur bald. Will nun für heute
schließen, wir haben heute Post von Frau Bathen bekommen und wollen versuchen, dass auch du jetzt
Post von uns erhältst. Werde dir dann laufend die neuesten Nachrichten von Amecke zukommen
lassen. Von Raymund ist aber auch Post unterwegs. Auf ein baldiges Wiedersehen grüßt dich für heute
herzlich
Deine Mia nebst Eltern und Raymund
Am 4.5. ein Brief an Frau Bathen mit zwei Bildern von Raymund und Mia
Mai 1949 Nr. 12
Ihr Lieben alle!
Für Euren Brief vom 4.5. mit den beiden Bildern vielen Dank. Meint es Mia denn nun wirklich ernst?
Hättet nur ruhig etwas mehr schreiben können, ich weiß ja nicht einmal, wie er heißt, wie alt er ist,
usw. Mit meiner Heimkehr braucht ihr so schnell noch nicht zu rechnen. Hier ist noch alles ruhig, und
ich bin froh, wenn ich zu Mamas Geburtstag bei Euch bin. Könnt bis dahin nur frei weg schreiben und
Bilder schicken. Ich warte sehr auf Post. Sonst bin ich noch gesund, was ich auch von euch hoffe. Es
grüßt Euch alle recht herzlich
Euer Eugen
Gruß an alle Bekannte und Verwandte. Herzliche Grüße an Frau Bathen, es scheint von dort doch
besser zu klappen.
Amecke, den 9.5.49
Lieber Eugen!
Nach längerer Zeit erhielten wir gestern deinen lb. Brief Nr. 8 und konnten da lesen, dass es dir soweit
noch gut geht, und du bist gesund. Von uns kann ich dir ein gleiches berichten. Für deine Ostergrüße
vielen Dank. Gut dass die Tage vorüber sind. Wir hatten alle die Grippe, doch sind wir jetzt wieder
hergestellt. Glaub nur nicht lieber Eugen, wir vergäßen dich. Nein, gerade an solchen Tagen bist du bei
uns. Stuten Jupp hatte das Glück Ostern in der Heimat zu verleben. Einmal musst du doch auch
heimkehren, denn es kommen jetzt so viele. Was machst du denn sonst gutes? Hoffman liegt zurzeit
im Krankenhaus, hat am Bein schlimme Geschwüre. Er hat dir schon öfters geschrieben, aber
anscheinend hast du nichts bekommen. Auch Otto frug gestern, ob du noch nicht geschrieben hättest,
dass du von ihm oder von den anderen Jungs was bekommen hast. Du siehst, sie denken alle noch an
Vogts Eugen. Reinold war Samstag auch hier und ich soll dir viele Grüße ausrichten. Falls du aber
kommen solltest, so würde er dich mit dem Motorrad nach hier bringen. Da käme kein anderer in
Frage. Heute haben wir ganz abscheuliches Wetter. Am Donnerstag haben wir Kartoffeln angepflanzt.
Wir waren gerade damit fertig, bis auf das zupflügen, als es ein furchtbares Gewitter, so wie wir noch
keines erlebt haben, gab. Viele Kartoffeln waren auf die Wiese geflossen, und wir mussten noch mal
längst die ganzen Reihen. Am Samstagabend war es soweit abgetrocknet, dass wir zupflügen konnten.
Von Stuten Land her kamen die Kartoffeln auf unser Feld geschwommen, und die haben schon einen
Sack voll aufgelesen. Peetz Kartoffeln vom Sporksloh kamen bis vor unser Haus. Die ganze
Bruchstraße stand unter Wasser. Gegen die Elemente kann keiner was machen. Sonst gibt es hier
nichts Neues von Bedeutung. Remes Ernst baut sich ein großes Geschäftshaus in den Garten. Das ist
auch wohl der einzige, der was machen kann. Dem wird das Geld ins Haus gebracht. Deine alte Firma
hat schon viele Arbeiter entlassen und Schnepp & Berghoff arbeitet nur 2 Tage. Uns macht das alles
nichts aus, wenn du lieber Eugen nur bei uns sein könntest. Wollen hoffen, dass deine Heimkehr nicht
mehr zu lange dauern wird und empfange für heute die herzlichsten Grüße
Amecke, den 30.5.49
Lieber Eugen!
Mit großer Freude erhielten wir Deinen lb. Brief Nr. 9. Es freut uns, dass auch du Post von uns
bekommen hast, auch von Hoffmann hast du was erhalten. Gesundheitlich geht es dir ja auch gut, und
von uns kann ich dir das gleiche berichten. Nun möchte ich dir auch sofort mitteilen, dass am
vergangenen Freitag Bressers Fritz wohlbehalten aus der Gefangenschaft heimgekehrt ist. Nun wäre es
doch wohl Zeit, dass auch du lieber Eugen recht bald kommen würdest, wir erwarten dich sehnlichst.
Von Amecke bist du der Letzte, deine Schulkameraden fragen immer nach dir. Gestern war Kleins
Hubert noch hier und hat deinen Brief gelesen, ich soll sofort viele Grüße bestellen. Vergangene
Woche waren Papa und ich in Calle und haben uns die Tannen angesehen, die wir jetzt verkaufen
wollen. Sonst ist auch dort alles beim Alten. Die Werkstatt ist verpachtet. Tante Maria und Lisbeth
haben viel Arbeit und überall wird Onkel Anton vermisst. Heute schickte uns Tante Maria
Briefumschläge mit deiner Adresse zurück, die sie in Meschede hat stempeln lassen. Brauche dann
nicht immer nach Olsberg zu schreiben. Von Amecke kann ich dir nichts Neues berichten, geht alles
seinen gewohnten Gang. Das Wetter lässt für Mai viel zu wünschen übrig, gestern hat's nur einmal
geregnet.
Amecke, den 7.6.49
Lieber Eugen!
Mit großer Freude erhielten wir deinen lb. Brief Nr. 10 und können deine Freude verstehen, dass du
nun doch mal mehr Post bekommen hast. Wirst inzwischen wohl schon wieder mehr erhalten haben.
Nun ist auch Pfingsten schon vorüber, und es ist auch gut, denn gerade die Feiertage denkt man mehr
über alles nach, als die übrigen Tage, wenn man beschäftigt ist. Das Wetter ließ am ersten Tag viel zu
wünschen übrig, sonst wäre der Betrieb an der Sorpe noch größer gewesen. Am zweiten Tag war
Raymund sein Meister mit Frau hier, es hat ihnen gut im Amecke gefallen. Franz von Altenaffeln war
auch hier mit Frau und Kind. Für das schöne Kärtchen zum Muttertag meinen innigsten Dank. Es freut
mich, dass du lieber Eugen auch in weiter Ferne an deine Mutter denkst. Nach längerer Krankheit ist
am Abend des zweiten Pfingsttages der Baron gestorben. Im letzten Brief hatte ich dir mitgeteilt, dass
Bressers Fritz zurückgekommen ist. Muss dir nun heute berichten, dass am Abend vor Pfingsten auch
Hörsters Hubert in der Heimat gelandet ist, mein lb. Eugen und Westiks Robert sind nun die letzten
von Amecke. Aber einmal wird doch auch wohl die Stunde für dich kommen. Ein Vetter von Clöwers,
ein - - aus Endorf, hat dieselbe Adresse wie du, nur hat er hinter dem Strich anstatt einer 4 eine 2
stehen. Hatte auch von dort ein Bild geschickt. Das wäre soweit das Neueste. Hoffentlich bist du noch
gesund. Mach dir nur keine unnötigen Sorgen wegen Arbeit usw., das wird schon in Ordnung gehen.
Deine alte Lernfirma steht sich nicht so besonders, hatten zuviel angelegt und ich weiß auch nicht, wie
dort alles geht. Herr D. wurde verhaftet und es muss noch manches dort nicht stimmen. Will nun für
heute schließen und wünsche dir weiter alles gut, ein recht baldiges Wiedersehen und viele herzliche
Grüße sendet dir
deine Mutter.
Amecke, den 21.6.49
Mein lb. Eugen, nun sind schon wieder mehrer Wochen verflossen seit wir von dir hörten. Doch
wollen wir dir heute einen schönen Gruß aus der Heimat senden. Deine letzte Post war der Brief Nr. 10
von April. Haben bis jetzt alles bekommen, Nr. 7 fehlt noch. Beantwortet haben wir auch alles und es
sind ein langer Brief mit Bild von Mia und Raymund vom 4.5., ein Brief vom 9.5., einer vom 30.5.und
einer vom 7.6., unterwegs. Hoffentlich hast du alles bekommen, dann weißt du was es für Neues
gegeben hat. Ich hatte Dir auch mitgeteilt, dass Stuten Jupp, Bressers Fritz und Hörsters Hubert
wohlbehalten wieder in der Heimat gelandet sind, und ich soll dir von allen viele Grüße bestellen. Du,
lb. Eugen, bist nun doch der Letzte von Amecke und Westiks Robert. Wir erwarten dich so sehnlichst
und hätten dich auch so nötig Zuhause, zumal jetzt die Heuernte losgeht. Wenn das Wetter so
unbeständig bleibt, werden wir da noch viel Arbeit mit haben. Am Sonntag haben wir Neisen Otti
beerdigt, sie ist Mutter und Schwester Elli schnell in den Tod gefolgt. Mit gleicher Post eine
Ansichtskarte vom Sorpesee von Mia
30.06.1949
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Habe inzwischen 3 Briefe von Euch erhalten, und zwar 9.5. - 30.5. - 7.6. Es freut mich, dass ich immer
wieder lesen kann, dass ihr noch alle gesund seid. Von mir kann ich ein gleiches berichten. Bressers
Fritz und Hörsters Hubert sind ja wohlbehalten in der Heimat gelandet. Nun kann es kann mir doch
passieren, dass ich der Letzte von den Letzten bin, aber ich denke bis Weihnachten werde ich es auch
schaffen. Der Alfred Rohr aus Endorf ist ja nicht weit weg von hier. Werde ihn in den nächsten Tagen
mal schreiben. Hätte ich es eher gewusst, wäre es auch vielleicht mal möglich gewesen uns gegenseitig
zu besuchen. Habe sonst aus meinen näheren Heimatkreis noch keinen getroffen. Hat Westiks Robert
mal wieder etwas von sich hören lassen? Meinen Schulkameraden und den anderen Jungs bestellt
schöne Grüße. Würde Ihnen ja selbst mal einige Grüße schicken, aber wo man so wenig schreiben
kann, ist es doch wohl selbstverständlich, dass ich Euch, liebe Eltern, in erster Linie schreibe und
somit müssen auch Otto und Reinhold entschuldigen, dass ich noch nicht auf ihre Post geantwortet
habe. Das soll aber kein Grund sein, dass ich nicht mehr von Ihnen höre. Wir können uns dann später
mal alles erzählen. Was macht Adolf Hoffmann? Liegt er noch im Kranken haus, und wie geht es ihm?
Liebe Mutter schreib mir in dem nächsten Brief doch mal, wie die Preise von Lebens- und
Genussmitteln sind, damit man sich mal so ein kleines Bild machen kann. Meinen Vettern und
Cousinen lege ich ans Herz, dass es nun doch mal an der Zeit ist, dass sie mich mit Ihren Bräuten und
Bräutigamen bekannt machen. Auch Mia ist ja so schweigsam. Will nun für heute schließen und es
grüßt Euch alle recht herzlich
Euer Eugen
Herzliche Grüße an alle Bekannten und Verwandten.
Liebe Mia,
Dein verabredetes Zeichen, 3-mal kurz zu schellen, könnte doch leicht zu Irrtümern führen. Könntest
mich z. B. mit deinem Verliebten vertauschen usw. Da ist es schon besser, ich schelle so lange, bis
sich die Tür öffnet.
Dein Bruder Eugen
Amecke. den 1.7.49
Lieber Eugen!
Hocherfreut erhielten wir heute dein lb. Kärtchen N. 12, während wir Nr. 11 noch nicht bekommen
haben. Du hast also einen Brief von Mia erhalten mit 2 Bildern. Der junge Mann neben Mia heißt
Raymund und ist 18 Jahre alt. Mehr werde ich dir wohl nicht zu schreiben brauchen und du weißt, dass
es dein Bruder ist, den du ja als Schulkind zuletzt gesehen hast. Nun wird er größer sein als du, lb.
Eugen. Was du über deine Heimkehr schreibst ist bestimmt nicht erfreulich. Wir dachten doch, dass du
recht bald kommen würdest, doch wird unser einziger Wunsch noch immer nicht erfüllt. Wir müssen
weiter warten. Mit der Heuernte sind wir wider erwarten schnell fertig geworden. Haben vier Fuder
ohne einen Tropfen Regen eingefahren, auch die Kartoffeln gehackt und angepflügt. Es waren schon
schlimme Tage, aber wir haben es geschafft. Auch jetzt gibt's über all Arbeit in Feld und Garten.
Amecke, den 25.7.49
Lieber Eugen!
Du wirst gewiss staunen, wenn ich dir jetzt den Empfang deines lb. Briefchen, der bis jetzt fehlenden
Nr. 7 bestätigen kann. Hatten wir doch Nr. 12 schon vierzehn Tage eher bekommen, Nr. 11 fehlt noch.
Müsste nun näher auf den Brief eingehen. Hast deinen Raymund nicht erkannt. Na ja, lb. Eugen, du
hast ihn nun auch schon fünf Jahre nicht mehr gesehen, und das ist eine lange Zeit. Auch du wirst dich
bestimmt verändert haben, wir konnten es auf deinem Bildchen feststellen. Deine Cousinen gehen
schon beide zur Schule, nur schade, dass ihr Vater auch noch fallen musste. Was deine Heimkehr
anbelangt, gibst du uns nicht viel Hoffnung, wir könnten dich so gut gebrauchen und Papa wird die
Arbeit auch bald zuviel. Voriges Jahr half uns Kösters Onkel noch beim Dreschen, und was meinst du
lb. Eugen, am Dienstag haben wir ihn zu Grabe getragen. Er ist ziemlich schnell gestorben und hatte
Speiseröhrenkrebs. Kösters haben die letzten Jahre viel mitgemacht. Onkel wollte dich noch mal so
gern sehen. Gestern haben wir ein kleines Mädchen beerdigt, von Peters Fine ihren Zwillingen. Die ist
mit Schültken Alfred verheiratet. Auf der Silmecke ereignete sich ein schweres Autounglück, bei dem
den Insassen des Wagens, einem Ehepaar L. und einem - - - der Kopf abgerissen wurde. Und doch
geht das Leben weiter. In Amecke sind so viele Sommergäste und auch ganze Schulklassen Jungen,
die in Zelten an der Sperre schlafen - Mia ist augenblicklich in Lünen. Sie kann dir mal selbst alles
schreiben. Wie geht es dir denn sonst noch und wie lange wird es noch dauern bis zu deiner lang
ersehnten Heimkehr. Bei uns ist soweit alles gut. Wünsche auch dir lb. Eugen alles Gute und herzliche
Grüße von allen, besonders von deiner Mutter.
Amecke, den 9.8.49
Lieber Eugen!
Mit großer Freude erhielten wir dein lb. Briefchen vom 30. Juni und haben alles zur Kenntnis
genommen. Dass du wieder Post von uns bekommen hast freut mich, du weißt somit, was sich hier
ereignet. Heute soll ich dir viele lb. Grüße von deinem Freund Cordi Trippe bestellen. Er war jetzt mal
mit dem Motorrad bei uns, mit einem Vetter von mir, der in Reiste Lehrer ist. Von Westiks Robert ist
noch keine Post gekommen. Dann lb. Eugen willst du gern wissen, wie die Preise hier sind. In Amecke
ist schon alles auf der Höhe, das bringt schon der starke Fremdenverkehr mit sich. Da will ich mal
zuerst mit landwirtschaftlichen Produkten anfangen. Kartoffeln kosten augenblicklich 6-7 DM. Ein
vierpfündiges Brot 0,86, Eier ab Haus 35 Pfg., ein Liter Milch 36 Pfg., Butter zu haben ist schon
wieder alles und man muss sich nur wundern, wo das alles so schnell hergekommen ist, wusste man
doch vor der Währung überhaupt nichts zu bekommen. Das war besonders bei Rauchwaren der Fall.
Jetzt gibt es Zigaretten in rauen Mengen und es wird so 10, 12 und noch mehr für das Stück bezahlt.
Dasselbe gilt auch bei Branntwein, und man kann bei Tante Berta schon für 5 DM eine dreiviertel
Liter Flasche bekommen. Eine Tafel Schokolade kostet 3 DM. Das Pfund Bohnenkaffee 15 DM.
Remes haben ein Geschäft, die werden reich.
Diesen Brief nach Olsberg geschickt am 10.8.
30.08.1949
Liebe Eltern, liebe Geschwister!
Vielen Dank für Euren Brief vom 27.7. und die Karte vom 29.7. Den in der letzten Karte schon
angekündigten Brief hab ich bis heute noch nicht abschicken können. Werde aber in den nächsten
Tagen schon etwas Näheres über mich erfahren. Der Frau Bathen ihr Mann befindet sich bereits auf
der Heimreise. Ich weiß nur nicht, ob er erst nach Olsberg oder gleich nach Köln fährt. Außerdem ist
noch ein guter Freund von mir gefahren, der euch auch bestimmt schreiben wird. Sonst bin ich noch
gesund, was ich auch von Euch hoffe. Wünsche Euch nun weiterhin alles Gute und ein baldiges
Wiedersehen
Euer Eugen
Gruß an alle Bekannte und Verwandte
Amecke, den 8.9.49
Lieber Eugen!
Gestern erhielten wir Dein lb. Kartchen vom 25.7. und mit gleicher Post kam auch eine Karte von Frau
Bathen an, wo sie uns die glückliche Heimkehr ihres Mannes mitteilte und uns deine lb. Grüße
übermittelte. Wir waren auch in großer Sorge, hatten wir doch seit deinem letzten Schreiben vom 30.6.
kein Lebenszeichen von dir erhalten. Doch freut es uns, von dir selbst und auch von deinen Kameraden
zu hören, dass du noch gesund bist. Und Post hast du ja auch von uns erhalten, können wir denn noch
immer nicht auf deine Heimkehr hoffen? Wir warten so sehnlichst darauf. Ich glaube, dass du mein lb.
Eugen doch der Letzte bist.
25.09.1949
Liebe Eltern und Geschwister!
Lange ist es schon her, wo ich Euch die letzten Grüße geschickt habe. Aber damit euer Warten nicht zu
einer Ewigkeit wird, da ihr doch bestimmt annehmt ich sei auf der Heimreise, will ich doch noch mal
ein Lebenszeichen von mir geben. Aber heute kann ich Euch einmalig mitteilen, dass es nur noch Tage
und Stunden sind, die uns voneinander trennen. Ein genaues Datum werd ich Euch nicht nennen, denn
es kann ja immer noch vorzeitige Verzögerrungen auf der Bahnfahrt usw. geben. In den ersten
Novembertagen könnt ihr mal im Radio lauschen, dann wird unsere Lagernummer wohl bekannt
gegeben und auch mein Name befindet sich unter den Glücklichen, könnt bis dahin alles besorgen und
in die Wege leiten, damit wir das Fest des Wiedersehens ganz schön feiern können. Man kann es heute
noch gar nicht glauben, dass man nach so langer Zeit einmal wieder bei den glücklichen Lieben
daheim sein kann. Aber einmal muss der Tag ja kommen und bis dahin Kopf hoch. Seid für heute
vielmals gegrüßt von
Eurem Eugen
Alles andere demnächst mündlich.