Lieber Eugen!
Für Deinen lb. Brief Nr. 4, den ich gestern erhalten habe sage ich vielen Dank. Wir freuen uns immer, wenn wir ein Lebenszeichen von Dir erhalten. Deine Bildchen haben wir beide bekommen und hoffen, dass wir dich jetzt bald persönlich begrüßen können. Du darfst nicht denken, dass man euch in der Heimat vergessen hat. Wenn es dir jedes Mal in den Ohren klingelt, wenn wir von dir sprechen, müsstest du schon bald taub sein! Nun lieber Eugen willst du gerne wissen, was deine alten Freunde machen, da will ich denn gleich bei deinen Schuljahrgang anfangen. Kösters Jupp ist ja noch zum guten Schluss gefallen, und Meisterjahns Willi wird vermisst. Otto geht noch zum Amt und Kleins Hubert hat auch umgesattelt, er geht nach Menden zum Telegraphen. Münten Franz soll wohl bald heiraten, er hat ein Mädel aus Sundern, wie du weißt, ist seine Mutter ja gestorben, und er ist schon gezwungen zu heiraten. Krämers Georg ist noch immer Zuhause, Listen Rudi ist, wie dir vielleicht schon bekannt, immer krank, er hat TB. Die ältere Jugend geht, soweit sie wieder hier ist, ihren alten Beschäftigungen nach. Henneken Allo ist in Schwerte beschäftigt. Nun mal etwas über die Mädchen deines Jahrgangs, da will ich dir schon gleich am Anfang verraten, dass die es sehr eilig hatten. Schulten Agnes ist mit einem Freiburg von Allendorf verheiratet, Linken Agatha mit einem Jugoslawen, Clöwers Trautchen ist verlobt mit einem aus Dortmund, Meisterjahns Lisa verkehrt zur Zeit mit einem Scheffer-Michels aus Sundern. da käme für dich nur noch Mürs Friede und Loddenkempers Stina in Frage. Sollte deine Wahl auf eine fallen, so schreibe nur darüber. Die vorhergehenden Jahrgänge sind so weit noch alle zu haben, brauchst keine Angst zu haben Du kriegtest keine mit. Frauen wie Sand am Meer, nur nicht so krümelig. Ich selbst will noch etwas warten, zum Heiraten ist noch nie einer zu spät gekommen. Mit einem Freund könnte ich dich jetzt aber doch bekannt machen. Mit Verloben und so weiter will ich aber erst noch warten bist du dein Urteil gegeben hast. Kösters Hanna ist ja durch dich an ihren Mann gekommen. Adolf war vergangenen Sonntag hier, er ist als Autofahrer beschäftigt. Das Leben in Amecke geht seinen gewohnten Gang. Die Kriegsschäden sind fast alle wieder behoben, so dass sich das äußere Bild etwas verändert hat. Geschlachtet haben wir auch und für nächstes Jahr auch schon wieder Zwei am wachsen. Die Lümmerkes sind dir sicher, deshalb komm nur bald. Will nun für heute schließen, wir haben heute Post von Frau Bathen bekommen und wollen versuchen, dass auch du jetzt Post von uns erhältst. Werde dir dann laufend die neuesten Nachrichten von Amecke zukommen lassen. Von Raymund ist aber auch Post unterwegs. Auf ein baldiges Wiedersehen grüßt dich für heute herzlich
Deine Mia nebst Eltern und Raymund
Am 4.5. ein Brief an Frau Bathen mit zwei Bildern von Raymund und Mia