Liebe Eltern und Geschwister!
Freudig erhielten wir die Nachricht, dass ab 01. Januar alle 3 Monate, außer den Rotekreuzkarten auch ein Brief in
die Heimat gesandt werden darf. Wie es von dort nach hier ist weiß ich nicht, könnt aber jede menge Karten schreiben
und wenn es möglich ist Ansichtskarten. Sollte dort das Postamt nichts annehmen, so steckt sie in einen Umschlag und
schickt ihn nach irgendeinem Postamt in der Ostzone. Auf der linken Ecke der Karte ist auch gestattet ein Bild
aufzukleben. Eure letzte Post habe ich einen Tag später bekommen, als ich die Januarkarte geschrieben habe. Es war
die Karte vom 09.12. Wie Ihr schreibt sind ja noch allerhand Briefe unterwegs, aber die werde ich wohl nicht mehr
bekommen. Immer wieder fragt Ihr an, wo ich bin, was ich mache, wie es mit geht usw. Über verschiedenes wird Euch
doch sicher das Rote Kreuz Auskunft geben können. Sonst geht es mir gesundheitlich ganz gut, was ich auch von Euch
hoffe. Kann Euch nur mitteilen, dass ich jetzt seit 2 Jahren noch keinen Tag wegen Krankheit von der Arbeit
geblieben bin. Es dauert ja nicht mehr lange, nur noch 14 Tage und man kann sagen, auch diesen Winter haben wir
gut und gesund überstanden. Bei Euch scheint er ja auch nicht so streng gewesen zu sein, wie im vergangenen Jahr.
Was macht Mia eigentlich, ist Sie noch krank oder hat Sie Ihre Stelle in Jülich wieder angetreten? Raymund ist doch
sicher noch in Neheim bei Bäcker Brandt. Na, wenn ich mal zu Hause bin werde ich mein Urteil mal fällen, ob er was
gelernt hat oder nicht. Wird im Mai ja schon 17 Jahre und wo ich das letzte Mal zu Hause war, war er noch in der
Schule. Aber wann wird die Stunde der Heimkehr kommen. Hatte eigentlich vor, in diesem Jahr zu helfen den Garten
graben, aber ich glaube das macht ihr besser noch alleine und wollen hoffen, dass ich wenigsten zu Ernte da bin.
Einmal muss doch der Tag kommen und warum soll ich bei den letzten von den letzten sein. Wie mir Reinold mal in
einem Brief schrieb, ist er ja wieder in seinem alten Beruf und desgleichen Otto ist noch auf dem Amt. Was macht
eigentlich Peetz Willi, Schulten Hermann, Kremers Georg und die Sorte. Von Vogts Josef ist ja noch immer keine
Nachricht da. Es werden wohl viele sein, von denen man nichts mehr zu sehen und zu hören bekommt. Wenn ich es auch
während meiner Soldatenzeit eigentlich immer recht gut gehabt habe, so waren die letzten 3 Wochen in Berlin umso
härter und ich bin oftmals dem Schicksal um Haaresbreite entronnen und, außer einer kleinen Verwundung an der
rechten Backe, mit heilen Knochen davongekommen. Von einer Narbe ist kaum noch was zu sehen nur dass die 4
Backenzähne fehlen. Sonst nimmt hier alles seinen gewohnten Lauf. Ein Tag geht wie der andere und mit jedem Tag
tritt die Heimfahrt näher an uns heran. Es wird auch so langsam Zeit, dass ich nach Hause komme. Wünsche Euch
nochmals alles Gut, ein recht baldiges Wiedersehen
Euer Eugen
Gruß an alle Bekannte und Verwandte, sie sollen mal etwas von sich hören lassen. Bei der einen Karte alle 4 Wochen ist es mir nicht möglich allen zu schreiben.