Liebe Eltern und Geschwister!
Groß war meine Freude, als ich jetzt 3 Tage lang jeden Tag Post bekam. Als erstes die Ansichtskarte von Olsberg abgeschickt. Dann einen Brief von Otto, den ich später noch näher beantworten werde und 1 Tag vor Ostern den Brief mit dem Bild von Mia. So hab ich mir das immer gewünscht, aber wir wollen hoffen, dass wir uns nicht mehr allzu oft schreiben brauchen. Die Ostertage sind nun vorüber, und es dauert nicht mehr lange, dann ist Pfingsten. Ob sich bis dahin wohl etwas getan hat zwecks Heimkehr? Aber zumindest wissen wir etwas mehr. Wir können ja weiter nichts machen, als nur abwarten und das Beste hoffen. Wie Mama schreibt, hat sich Mia nun auch einen Freund angeschafft. Nur kann sie mir nicht verraten, ob sie es wirklich ernst meint. Sie soll sich auch nur nicht unterstehen und eher etwas zu unternehmen bis ich zu Hause bin, bin fast 23 Jahre alt und noch auf keiner Hochzeit gewesen. Bei meinen Cousinen und Vettern hab ich ja auch nicht mehr viel zu erwarten. Raymund hat im August seine Lehre aus. Da hat er es noch schneller geschafft als ich. Was hat man durch den Krieg und die Kriegsgefangenschaft doch nicht alles versäumt. Bin mir heute auch noch nicht im Klaren was ich mache, wenn ich nach Hause komme. Man kann sich gar noch nichts vornehmen und keine Pläne machen, da man gar nicht richtig weiß, wie es in der Heimat aussieht. Wie sind überhaupt die Aussichten auf Arbeit? Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, liebe Eltern was am Besten wäre. Aber das ist ja noch alles unwichtig, wichtig ist erst einmal überhaupt nach Hause zu kommen. Will nun für heute schließen, wünsche Euch alles Gute und ein recht baldiges gesundes Wiedersehen.
Euer Eugen
Raymund zum Geburtstag alles Gute
Grüße an alle Bekannte und Verwandte